EDIFACT CONTRL-Nachrichten stellen einen speziellen Nachrichtentyp dar, mit Hilfe dessen vom Empfänger eine Verarbeitungsbestätigung an den Sender einer Nachricht übermittelt werden kann. Der genaue Aufbau einer CONTRL-Nachricht und die Funktionsweise sind auf der Webseite der Joint Syntax Working Group (JSWG) einsehbar. Prinzipiell kann jede gesendete EDIFACT-Nachricht mit einer CONTRL-Nachricht bestätigt werden. Wenn der Prozess sauber umgesetzt ist, wertet der Empfänger einer Nachricht den UNB-Interchange des Senders aus. Ist dort der Indikator im Element 090 Acknowledgement Request gesetzt, so wird eine CONTRL-Nachricht retourniert.
In der Praxis wird dieser Prozess aber zumeist nicht so gelebt. Stattdessen gibt der Empfänger vor, für welchen Nachrichtentyp eine CONTRL-Nachricht retourniert wird. Nach dem Empfang einer Nachricht wird die CONTRL-Nachricht dann immer retourniert, unabhängig davon, was der Sender der Nachricht im UNB-Interchange gesetzt hat.
CONTRL-Nachrichten in einem EDIFACT-Nachrichtenfluss
Das folgende Beispiel zeigt eine CONTRL-Nachricht in einem EDI-Nachrichtenfluss aus der Automobilbranche – im untenstehenden Beispiel anhand von Ford USA. Ford sendet laufend Lieferabrufdaten und Feinabrufdaten an den Lieferanten. Diese Nachrichten werden vom Lieferanten für die Planung der Lieferungen verwendet. Eine Retournierung von CONTRL-Nachrichten als Antwort auf die Abrufdaten ist nicht vorgesehen. Bevor die Ware an Ford versendet wird, muss die Warenlieferung mit Hilfe einer Lieferavis-Nachricht angekündigt werden.
Die Lieferavis-Nachricht enthält Informationen zum Aufbau der Lieferung wie beispielsweise Gewichtsangaben, verwendete Packstückidentifikationen, Label-Informationen usw. Dieser Nachrichtentyp ist für Ford (sowie auch für alle anderen Automobilhersteller) sehr wichtig, da dadurch die anstehende Lieferung bestätigt wird. Der Automobilhersteller hat dadurch die Gewissheit, dass die Ware geliefert wird. Des Weiteren kann auf Basis der gesendeten Lieferavis-Informationen eine schnellere Warenvereinnahmung auf Seiten des Automobilherstellers erfolgen.
Dabei wird die erhaltene Ware gescannt und mit den vorher übermittelten Lieferavisdaten abgeglichen. Dabei dient insbesondere die an den Paletten angebrachte Label-Information als Korrelation zwischen physischer Ware und elektronischer Information. Ein fehlerhafter ASN bedeutet für Ford, dass (i) keine Bestätigung für die Lieferung vorliegt und (ii) dass kein Abgleich der Informationen bei der Warenvereinnahmung erfolgen kann. Dementsprechend wichtig ist für Ford der Erhalt eines korrekten Lieferavis.
Aus diesem Grund retourniert Ford für jeden erhaltenen Lieferavis eine CONTRL-Nachricht. Mit dieser wird der positive oder negative Erhalt des Lieferavis bestätigt. So kann der Lieferant bei einer negativen CONTRL-Nachricht eine Korrektur vornehmen und die Nachricht noch einmal senden. Bei Erhalt einer positiven CONTRL-Nachricht hat der Lieferant die Gewissheit, dass der Lieferavis korrekt von Ford verarbeitet werden konnte.
Gründe für negative CONTRL-Nachrichten
Die Gründe für eine Ablehnung von Lieferavis-Daten können vielfältiger Natur sein. Die häufigsten Fehler sind dabei inhaltlicher Natur, sprich es werden falsche Daten gesendet, welche der Automobilhersteller nicht interpretieren kann. Dies können beispielsweise falsche kundenspezifische Packstückinformationen sein. Wenn der Automobilhersteller nicht exakt die erwartete Packstückkennung für z.B. eine Palette oder eine KLT-Box bekommt, ist eine automatische Verarbeitung nicht möglich. Weitere Gründe können in der falschen Adressierung von Werken liegen, im falschen Aufbau von Packstückhierarchiestufen usw. In selteneren Fällen können auch syntaktische Fehler ein Grund für eine Ablehnung sein. In diesem Fall muss das EDI-Mapping nachgebessert werden.
Übernahme der CONTRL-Information in ein SAP-System
Die folgende Abbildung zeigt eine beispielhafte CONTRL-Nachricht, welche von Ford auf einen vorher versendeten Lieferavis retourniert wurde. Die erste Nummer im UCM-Segment ist dabei die Nummer aus dem UNH-Segment der ursprünglichen Nachricht an Ford – in diesem Fall 80043981
.
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Die Ziffern am Ende der UCI, UCF, und UCM-Segmente geben an, ob die Verarbeitung erfolgreich war, oder nicht. UCI ist dabei die Antwort auf den Interchange, UCF auf die Group und UCM auf eine bestimmte Message. Dabei bedeutet 7
, dass die Verarbeitung korrekt war. Wenn 4
retourniert wird, war die Verarbeitung nicht erfolgreich. Die Herausforderung besteht nun darin, den positiven bzw. negativen Status der CONTRL-Nachricht zurück in das SAP-System zu bringen.
Im SAP-System selbst wollen wir auf Basis des CONTRL-Status den Status des IDocs ändern, welches die Basis für den versendeten Lieferavis war. Anhand von Workflows in SAP kann dann z.B. der für das IDoc zuständige Disponent benachrichtigt werden – also z.B. jener Disponent, der den Lieferavis angelegt hat. Die Statusänderung muss dabei automatisch erfolgen, wozu wir uns des SYSTAT01
IDoc-Basistyps bedienen können. Das heißt es werden IDocs vom Typ SYSTAT01
an das SAP-System gesendet und damit wird der Status eines bestimmten IDocs geändert. Als Zielzustände für das IDoc bieten sich an: 40
(Anwendungsbeleg im Zielsystem nicht erzeugt) und 41
(Anwendungsbeleg im Zielsystem erzeugt).
Dementsprechend muss ein EDI-Mapping erstellt werden, welches die EDIFACT CONTRL-Nachricht in eine SYSTAT01-Nachricht übersetzt. Eine SYSTAT01-Nachricht für eine positive CONTRL-Nachricht könnte beispielsweise wie folgt aussehen.
<SYSTAT01>
<IDOC BEGIN="1">
<EDI_DC40 SEGMENT="1">
<TABNAM>EDI_DC40</TABNAM>
<DIRECT>2</DIRECT>
<IDOCTYP>SYSTAT01</IDOCTYP>
<MESTYP>STATUS</MESTYP>
<SNDPOR>SAPP01</SNDPOR>
<SNDPRT>KU</SNDPRT>
<SNDPRN>47111001</SNDPRN>
<RCVPOR>ECOSIO</RCVPOR>
<RCVPRT>LS</RCVPRT>
<RCVPRN>ECOSIO</RCVPRN>
<CREDAT>20171219</CREDAT>
<CRETIM>110000</CRETIM>
</EDI_DC40>
<E1STATS SEGMENT="1">
<DOCNUM>4712</DOCNUM>
<LOGDAT>20171219</LOGDAT>
<LOGTIM>110000</LOGTIM>
<STATUS>41</STATUS>
<STATXT>IDOC WURDE ERFOLGREICH VERARBEITET</STATXT>
</E1STATS>
</IDOC>
</SYSTAT01>
Mit der obenstehenden Nachricht wird der Status des IDocs mit der Nummer 4712
im SAP-System auf den Wert 41
gesetzt. Des Weiteren wird die Statusnachricht aus dem Feld STATXT
übernommen. Wie man in der folgenden Abbildung erkennen kann, bekommt das IDoc im SAP-System einen weiteren Status – nämlich den übergebenen Status 41
.
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Auch der Statustext wird korrekt übernommen, wie aus der folgenden Abbildung hervorgeht.
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Zusammenfassung
Die Übernahme der finalen Empfangsbestätigung des Empfängers zurück in das SAP-System bringt wesentliche Vorteile mit sich. Der Fachbereich arbeitet üblicherweise im SD-Bereich mit den Transaktion VL02N und ähnlichen. In diesen Transaktionen werden Lieferavis erzeugt, bearbeitet, Labelinformationen mit Hilfe von Handscannern erfasst u.ä. Anschließend wird die Lieferung abgeschlossen und je nach Nachrichtensteuerung wird ein DESADV, DELVRY o.ä. IDoc ausgelöst. Dieses IDoc dient als Input für die DESADV-EDIFACT-Datei, welche an den Automobilhersteller, wie beispielsweise Ford, gesendet wird.
Nachdem jede CONTRL-Nachricht von Ford, welche als Antwort auf die EDIFACT-DESADV-Datei retourniert wird, im SAP-System als neuer Statuseintrag aufscheint, kann der Fachbereich sehr einfach verifizieren ob alles korrekt gelaufen ist. Im Fehlerfall kann der fehlerhafte Lieferavis korrigiert werden und die Übermittlung kann noch einmal angestoßen werden.
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