In nahezu allen Branchen gewinnen Projekte zur digitalen Transformation zunehmend an Bedeutung. Unternehmen erkennen, dass digitale Initiativen ihre Prozesse effizienter gestalten und ihnen einen entscheidenden Wettbewerbsvorteil verschaffen können. Doch trotz des Potenzials solcher Projekte wird dieses von vielen Unternehmen nicht ausgeschöpft, da sie Methoden wie B2B-Integration, EDI und E-Rechnung in ihrer digitalen Transformation nicht priorisieren.
Im Gespräch mit ecosio-Mitbegründer und B2B-Integrations-Experten Philipp Liegl haben wir Einblicke in die aktuellen Trends der digitalen Transformation erhalten und beleuchtet, wie B2B-Integration eine Schlüsselrolle in der erfolgreichen Umsetzung digitaler Projekte spielt. Philipp Liegl erklärt, wie eine erfolgreiche digitale Transformation aussieht und wie Unternehmen nachhaltiges Wachstum und stärkere, partnerschaftliche Beziehungen durch Digitalisierung und B2B-Integration aufbauen können.
Wie wird sich die digitale Transformation in den nächsten fünf bis zehn Jahren entwickeln?
In den kommenden Jahren wird die automatisierte Kommunikation und Integration von System zu System immer häufiger manuelle Prozesse wie E-Mail, Papier und PDF ersetzen. Zudem erwarte ich eine zunehmende Einbindung von B2B-Integrationstechnologien, wie EDI und E-Rechnung, direkt in ERP-Systeme, was Unternehmen dabei hilft, ihre digitale Transformation effizient voranzutreiben. Unternehmen werden zunehmend von isolierten Lösungen zu einer integrierten, einheitlichen Lösung übergehen. Ein entscheidender Bestandteil dieser Transformation wird die Harmonisierung von digitalen Prozessen über Ländergrenzen hinweg sein. Die Integration von digitalen Prozessen in der Beschaffung, Bestell- und Zahlungsabwicklung wird zu einem Wettbewerbsvorteil.
Wird es ein universelles Format für die digitale Transformation geben?
Die zunehmende Standardisierung von Formaten, wie UBL und Peppol, insbesondere im Bereich der E-Rechnung, zeigt, dass eine Harmonisierung voranschreitet. Diese Formate werden in der digitalen Transformation immer beliebter und erleichtern die Integration. Dennoch wird es vermutlich nie eine vollständige Vereinheitlichung aller Formate geben, da jedes Unternehmen individuelle Anforderungen hat, die über globale Standards hinausgehen.
Wie passt B2B-Integration in die umfassendere digitale Transformation?
Die Digitalisierung von internen Prozessen wie der Verwaltung von Stundenzetteln oder Urlaubsanträgen ist von Vorteil. Doch der größte Einfluss entsteht durch die digitale Transformation von Prozessen, die Unternehmensgrenzen überschreiten – etwa durch den digitalen Austausch mit Lieferanten, Kunden oder Behörden. Eine durchgehende Automatisierung und Integration von B2B-Prozessen wie Bestellungen, Rechnungen und Lieferscheinen ermöglicht es Unternehmen, Fehler zu minimieren, Transparenz in Echtzeit zu gewährleisten und die Ausfallsicherheit zu erhöhen. Dadurch wird die digitale Transformation nicht nur schneller, sondern auch nachhaltiger und effizienter.
Erwarten Sie nach der E-Rechnungs-Mandatenwelle bald ähnliche Vorschriften für andere B2B-Prozesse?
Ja, auf jeden Fall! Die Digitalisierung von Prozessen wird weiter voranschreiten. E-Rechnungen sind erst der Anfang. In den kommenden Jahren werden voraussichtlich auch andere steuerlich relevante Dokumente – wie Bestellungen und Lieferscheine – in digitale, automatisierte Prozesse integriert. Dies wird nicht nur die Steuererhebung effizienter machen, sondern auch zur Bekämpfung von Betrug und zur Förderung einer größeren Transparenz in der digitalen Transformation beitragen.
Hat sich die Wahrnehmung der digitalen Transformation und der B2B-Integration verändert?
Absolut! Früher war B2B-Integration mit lokal verwalteter Software und internem technischem Wissen verbunden. Heute, in der Ära der digitalen Transformation, erwarten Unternehmen von ihren Anbietern eine nahtlose Integration, die direkt in ihre ERP-Systeme eingebunden ist. Immer mehr Unternehmen suchen Anbieter, die nicht nur eine Lösung für die B2B-Integration bieten, sondern gleichzeitig auch andere digitale Prozesse abdecken, wie etwa die Einhaltung von Steuervorschriften oder die E-Rechnung.
Welche Rolle spielen Technologien wie Künstliche Intelligenz (KI) und Maschinelles Lernen bei der Transformierung von B2B-Prozessen?
KI und Maschinelles Lernen sind Schlüsseltechnologien, die die Effizienz und Genauigkeit in der B2B-Integration steigern können. Sie optimieren Prozesse wie das Erkennen von Mustern und das Erstellen von Mappings. KI wird zunehmend in der Lage sein, potenzielle Probleme zu erkennen, die vorher schwer zu identifizieren waren, und darauf proaktiv zu reagieren. Doch die Technologie hat noch Grenzen, besonders wenn es um die Präzision in der Einhaltung von Compliance-Vorgaben geht. In der digitalen Transformation müssen Unternehmen daher weiterhin auf deterministische Systeme setzen, während KI unterstützend eingesetzt wird.
Wie wird sich die zunehmende Automatisierung von B2B-Prozessen auf die benötigten Kompetenzen in Unternehmen auswirken?
Die Digitalisierung und Automatisierung in der B2B-Integration erfordert, dass Mitarbeiter technische Kenntnisse in drei Schlüsselbereichen aufbauen: Erstens das Verständnis für den digitalen Austausch von Dokumenten. Zweitens das Wissen über die verschiedenen Formate, die weltweit genutzt werden. Drittens das Beherrschen der technischen Anforderungen an Kommunikationskanäle. Mit der Automatisierung von B2B-Prozessen müssen Unternehmen ihre internen Teams in der digitalen Transformation entsprechend aufstellen, um sicherzustellen, dass die Integration effizient und zuverlässig funktioniert.
Was sind die größten Herausforderungen für Unternehmen, die ihre digitale Transformation vorantreiben wollen?
Es gibt vier zentrale Herausforderungen. Die größte betrifft die Stammdaten (Master Data), denn ohne saubere, konsistente Daten kann keine erfolgreiche digitale Transformation stattfinden. Die zweite Herausforderung ist der Aufbau eines kompetenten Teams für die B2B-Integration, da diese Initiative von Menschen getragen wird. Die dritte Herausforderung ist die Anpassung bestehender Prozesse, um mit den neuen digitalen Lösungen kompatibel zu sein. Schließlich stellt die Kompatibilität von ERP-Systemen eine große Herausforderung dar, insbesondere bei älteren Systemen, die nicht für die digitale Transformation ausgelegt sind.
Möchten Sie mehr über die digitale Transformation und ihre Herausforderungen erfahren?
In unserem neuen Bericht Die Zukunft der B2B-Integration: Bericht über Markttrends gehen wir auf aktuelle Trends und Ergebnisse unserer Umfrage ein. Darin betrachten wir die Perspektiven von Experten und beleuchten, wie Unternehmen mit den Herausforderungen der digitalen Transformation umgehen können.