7 min Lesezeit

E-Rechnung in Belgien

Belgian monument

In dem Bestreben, signifikante Einsparungen zu erzielen, beschlossen die EU-Behörden im Jahr 2014 die Einführung neuer gesetzlicher Regelungen für das öffentliche Beschaffungswesen. Insbesondere um die Kostenvorteile eines automatisierten Austauschs von Rechnungsdaten in einem strukturierten Format zu nutzen, einigten sich das Europäische Parlament und der Rat der Europäischen Union am 16. April 2014 auf die Verabschiedung der Richtlinie 2014/55/EU zur elektronischen Rechnungsstellung, die alle europäischen Regierungsbehörden dazu verpflichtet, eine strukturierte E-Rechnung von Lieferanten zu erhalten. Damit ist auch Belgien betroffen.

Die Richtlinie wurde vorgeschlagen, um die Effizienz des öffentlichen Beschaffungswesens auf dem gesamten Kontinent zu erhöhen und damit den Regierungsstellen erhebliche Einsparungen zu ermöglichen. Schätzungen der Europäischen Kommission zufolge geben jedes Jahr über 250 000 öffentliche Behörden in der EU rund 14 % des BIP für den Erwerb von Lieferungen, Bauleistungen und Dienstleistungen aus – dies entspricht jährlichen Ausgaben in Höhe von rund 2 Billionen Euro. Man ging davon aus, dass eine Effizienzsteigerung von nur 1% den EU-Staaten potenziell 20 Milliarden Euro pro Jahr einsparen könnte.

Wie andere EU-Länder hat Belgien in den letzten Jahren in Übereinstimmung mit der Richtlinie 2014/55/EU daran gearbeitet, sicherzustellen, dass bei allen Beschaffungen zwischen Unternehmen und Behörden (B2G) nun elektronische Rechnungen anstelle von unstrukturierten oder Papierrechnungen verwendet werden.

Übrigens: ecosio bietet eine ganze Reihe an Artikeln zu den E-Rechnungs-Gesetzen in verschiedenene Ländern, wie beispielsweise die Umsetzung von Peppol in Kroatien, FacturaE in Spanien oder XRechnung in Deutschland.

Webinar: e-Rechnung und Peppol leicht gemacht

Der Verlauf der E-Rechnung in Belgien

Trotz der Tatsache, dass die Richtlinie zur elektronischen Rechnungsstellung teilweise initiiert wurde, um den B2B-Dokumentenaustausch zu standardisieren und die Komplexität für Lieferanten und Kunden zu reduzieren, haben unabhängige Regionen dank der föderalen Rechtslandschaften verschiedener Länder oft getrennte Regelungen bzw. Zeitvorgaben. Dies ist in Belgien wie auch in mehreren anderen europäischen Ländern der Fall.

Im Norden hat die flämische Regierung die Einhaltung der elektronischen Rechnungsstellung besonders schnell vorgeschrieben. In dieser Region sind alle öffentlichen Einrichtungen seit Januar 2015 verpflichtet, elektronische Rechnungen zu erhalten. In der Zwischenzeit müssen die Lieferanten der zentralen öffentlichen Einrichtungen dort seit Januar 2017 elektronische Rechnungen senden, wobei Papierrechnungen über 135 000 Euro ab 2018 abgelehnt werden. Im Gegensatz dazu haben Brüssel und die Wallonische Region länger gebraucht, um diese Anforderungen umzusetzen.

Auf nationaler Ebene haben Lieferanten seit Januar 2017 die Möglichkeit, elektronische Rechnungen an jede Regierungsstelle zu senden, während alle belgischen öffentlichen Einrichtungen seit April 2019 elektronische Rechnungen empfangen und verarbeiten können müssen.

Hier eine Zeitleiste der wichtigsten Meilensteine in Bezug auf die E-Rechnung in Belgien:


Zeitleiste e-Rechnung Belgien

Wie werden E-Rechnungen in Belgien versendet?

Die gesamte elektronische Rechnungsstellung im B2G-Bereich in Belgien erfolgt über die Mercurius-Plattform. Diese wurde von der belgischen Regierung entwickelt und ist an das Peppol-Netzwerk angeschlossen. Rechnungen und Gutschriften, die über Mercurius ausgetauscht werden, müssen dem Peppol BIS 3.0 Dokumentenformat entsprechen.

Unternehmen, die Rechnungen an öffentliche Einrichtungen in Belgien senden möchten, können dies über zwei verschiedene Wege tun:

1 ) Manuelle Eingabe über Mercurius

Die grundlegendste Methode ist die Verwendung des manuellen Rechnungseinreichformulars auf der Mercurius-Plattform. Die Schnittstelle von Mercurius ermöglicht es Unternehmen in Belgien nicht nur, eine strukturierte E-Rechnung und Gutschriften zu versenden, sondern ermöglicht es Absendern, Empfängern und Zwischenhändlern auch, den Status der versandten Dokumente zu überprüfen.

Während diese Option bei denjenigen Lieferanten beliebt ist, die derzeit nicht über EDI-Fähigkeiten verfügen und/oder keine Mehrfachbestellungen von belgischen öffentlichen Einrichtungen haben, ist sie für andere Unternehmen aufgrund des hohen manuellen Aufwands weniger praktisch. Außerdem ist diese Methode nur für belgische Unternehmen verfügbar.

2 ) Peppol

Im Gegensatz zur direkten Übermittlung über die Mercurius-Plattform erfolgt der Austausch von Dokumenten über Peppol vollständig automatisiert. Folglich können Unternehmen, die Rechnungen über Peppol versenden, von den Kosten- und Zeitvorteilen des vollautomatischen Nachrichtenaustauschs profitieren.

Um Dokumente über Peppol zu versenden, benötigen Sie lediglich eine Verbindung zu einem Peppol-Zugangspunkt, wie z. B. ecosio.

Peppol verwendet das 4-Corner-Modell – die „Ecken“ sind der Absender, der Anbieter des Zugangspunktes des Absenders, der Anbieter des Zugangspunktes des Empfängers und der Empfänger selbst, wie unten dargestellt. Durch die Verwendung dieser Methode entfällt die Notwendigkeit für mehrere Verbindungen oder Dienstanbieter, unabhängig davon, mit wie vielen an Peppol angeschlossenen Unternehmen Sie Dokumente austauschen möchten. Anstatt Punkt-zu-Punkt-Verbindungen einzurichten oder Sender und Empfänger beide den gleichen EDI-Dienstleister haben müssen, erlaubt das Vier-Ecken-Modell jedem Peppol-fähigen Unternehmen, Dokumente mit jedem anderen angeschlossenen Unternehmen mit minimalem Aufwand zu tauschen.


e-Rechnung in Belgien
E-Rechnung in Belgienn

Wie beim Versand strukturierter elektronischer Dateien kann der Empfang der E-Rechnung in Belgien auf zwei Arten erfolgen:

1 ) Über Peppol

Diejenigen Unternehmen, die eine Verbindung zu einem Peppol-Zugangspunkt haben, müssen sich um den Empfang strukturierter Dokumente keine Sorgen machen. Der von ihnen gewählte Dienstleister sollte sicherstellen, dass die notwendige Abbildung vorhanden ist, um die eingehenden Dokumente in ein Format zu übersetzen, das das ERP-System des Empfängers versteht.

Es ist jedoch darauf hinzuweisen, dass nicht alle Peppol-Zugangspunkte den gleichen Dienst anbieten. Beispielsweise sind noch nicht alle Anbieter AS4-kompatibel. Außerdem bieten viele keine API-Anbindung an, was eine Reihe von Vorteilen bietet, darunter eine erheblich verbesserte Datensichtbarkeit und eine einfache Fehlerbehebung.

2 ) Über Hermes

Als Ergänzung zu Mercurius hat die belgische Regierung auch eine Plattform namens Hermes entwickelt, die Peppol-BIS-Dokumente in menschenlesbare Form (XML im PDF-Format) übersetzt und per E-Mail versendet.

Wie beim direkten Versand von Rechnungen über Mercurius erfordert auch diese Methode vom Empfänger manuellen Aufwand, um die Rechnung zu verarbeiten. Es wurde jedoch angenommen, dass öffentliche Einrichtungen durch die Bereitstellung einer solchen Plattform schneller zur elektronischen Rechnungsstellung übergehen könnten.

Die E-Rechnung in Belgien – aktuelle Situation

Heute wird Mercurius (direkt oder indirekt über Peppol) von rund 25 000 Wirtschaftsakteuren und fast 2 000 öffentlichen Auftraggebern genutzt. Über eine Million Rechnungen sind bereits über die Plattform versandt worden.

Wie sieht die Zukunft von E-Rechnung und EDI in Belgien aus?

Da Belgien nun vorschreibt, dass Lieferanten die E-Rechnung für alle B2G-Transaktionen bereitstellen müssen, ist das Land in Bezug auf die Automatisierung im B2G-Bereich weiter fortgeschritten als viele andere europäische Länder.

Angesichts der Vorteile, die Organisationen (sowohl Lieferanten als auch Kunden) bei der Umstellung auf die elektronische Rechnungsstellung erfahren haben, wollen viele dieser Unternehmen nun die Automatisierung des Datenaustauschs auf andere Dokumentenflüsse, wie z. B. Bestellungen, ausweiten. Tatsächlich testet die flämische Regierung zum Zeitpunkt der Abfassung dieses Artikels bereits ein neues E-Ordering-Pilotprojekt.

Da immer mehr öffentliche und private Organisationen die Fähigkeit erlangen, strukturierte elektronische Dokumente auszutauschen, werden EDI und insbesondere die elektronische Rechnungsstellung zweifellos sowohl im B2B- als auch im B2G-Austausch immer beliebter werden. Kurz gesagt, da ein immer größerer Prozentsatz der Lieferketten vom automatisierten Nachrichtenaustausch abhängig ist, wird das Leben für diejenigen Organisationen, die sich gegen den zukunftsorientierten Schritt zur Einführung von EDI sträuben, schwieriger werden.

Möchten Sie mehr Informationen über die elektronische Rechnungsstellung in Belgien?

Wir bei ecosio sind Experten auf dem Gebiet der elektronischen Rechnungsstellung und haben Tausenden von Unternehmen geholfen, die Vorteile des strukturierten Dokumentenaustauschs zu nutzen. Wenn Sie weitere Informationen über die elektronische Rechnungsstellung in Belgien wünschen, kontaktieren Sie uns noch heute. Wir informieren Sie gerne, damit Ihr Unternehmen in der Lage ist, die geltenden Vorschriften zu erfüllen.

Kennen Sie schon unser Online-Validierungstool für XML- und Peppol-Dokumente?

Validieren Sie Ihre Peppol- und XML-Dokumente nach EN 16931 (z. B. XRechnung), EHF, OIOUBL, A-NZ PEPPOL BIS3, CII Cross Industry Invoice, OpenPEPPOL-Formaten, verschiedenen UBL-Typen und vielen weiteren – sofort und kostenlos.

Meistgelesen

Weiterlesen

3 min Lesezeit

Deutschland macht die E-Rechnung im B2B zur Pflicht: Das kommt auf Sie zu

Deutschland macht mit dem Wachstumschancengesetz einen Schritt in Richtung E-Rechnungs-Pflicht. Das müssen deutsche Unternehmen beachten.

7 min Lesezeit

Deutschland führt E-Rechnung-Pflicht im B2B-Bereich ein: Ab 1.1.2025 müssen Unternehmen dies beachten

Erfahren Sie die wichtigsten Updates zur E-Rechnung in Deutschland. Und lernen Sie, was Sie bereits jetzt tun können.

9 min Lesezeit

VIDA: Was ist es und wie wirkt es sich auf Ihr Geschäft aus?

Erfahren Sie, wie ViDA (VAT in the Digital Age) die Verwaltung von Mehrwertsteuer (VAT) und damit verbundenen Transaktionen revolutioniert.

8 min Lesezeit

Was ist Peppol? Ihr Schlüssel zur nahtlosen Verbindung zwischen Unternehmen

Entdecken Sie die wachsende Bedeutung von Peppol: Erfahren Sie, welche Vorteile es bietet und wie Ihr Unternehmen davon profitieren kann.

11 min Lesezeit

E-Rechnungs-Software richtig auswählen – so finden Sie die passende Lösung

Erfahren Sie, wie die Einführung elektronischer Rechnungsprozesse zu einer neuen Herausforderung wird und wie unser Artikel Ihnen bei der Auswahl der richtigen E-Rechnungs-Software helfen kann.

22 min Lesezeit

Was ist eine e-Rechnung und wie funktioniert diese?

Die elektronische Rechnung, meist als E-Rechnung bezeichnet, gewinnt international bei der Rechnungsstellung im Geschäftsverkehr zunehmend an Bedeutung. Da sich das Verständnis der elektronischen Rechnung je nach Betrachtungsweise und Grundlagen unterscheiden...

1 min Lesezeit

Elektronische Rechnungsstellung in Serbien

In Serbien ist die elektronische Rechnungsstellung für B2B-Transaktionen vorgeschrieben. Wie Sie rechtskonform bleiben, erfahren Sie hier.

6 min Lesezeit

Die verpflichtende elektronische B2B-Rechnungsstellung in Polen kommt – alle Fakten und Deadlines

Alle Neuerungen zur elektronischen B2B-Rechnung in Polen laufend aktualisiert im praktischen Frage/Antwort-Format.

8 min Lesezeit

E-Rechnung in Polen – B2G und B2B im Überblick

Polen hat sich bei den Maßnahmen gegen die sogenannte Mehrwertsteuerlücke als besonders gründlich erwiesen. Die daraus resultierenden Regelungen der verpflichtenden elektronischen B2G- und B2B-Rechnung hier im Überblick.

12 min Lesezeit

Die verpflichtende elektronische B2B-Rechnungsstellung in Frankreich kommt – alle Fakten und Deadlines

Laufend aktualisiert finden Sie in diesem Artikel alle Neuerungen zur elektronischen B2B-Rechnung in Frankreich.

6 min Lesezeit

E-Rechnung in Frankreich – B2G und B2B im Überblick

Frankreich geht bei der verpflichtenden E-Rechnung in den Bereichen B2G und B2B weiter als andere Länder – dieser Artikel dient Ihnen als Überblick.

4 min Lesezeit

Peppol in Singapur

Sie möchten Dokumente gemäß den Peppol-Vorschriften von Singapur austauschen? In diesem Artikel erfahren Sie alles über Peppol in Singapur.

Wir verwenden Cookies, um ein optimales Website-Erlebnis zu bieten. Sie entscheiden, welche Sie zulassen möchten. Je nach Einstellung stehen Ihnen aber womöglich nicht alle Funktionalitäten zur Verfügung. Datenschutzhinweise & Impressum.

WHITE PAPER

E-invoicing in Europe: State of Play

*Mandatory fields