Das Routing von EDI-Nachrichten ist eine der wesentlichen Aufgaben eines EDI-Dienstleisters. Dabei versteht man unter Routing die gesicherte und fehlerfreie Zustellung von elektronischen Nachrichten von einem Sender an einen Empfänger. Gesichert bedeutet dabei nicht nur die verschlüsselte Übertragung der Nachrichten, sondern auch die Rückbestätigung des Empfangs der EDI-Nachricht vom Empfänger an den Sender — ähnlich wie ein eingeschriebener Brief mit Rückschein bei der regulären Post.
In der Welt des EDI erfolgt die Nachrichtenzustellung selten direkt zwischen Sender und Empfänger. Stattdessen wird oft ein EDI-Dienstleister in den Kommunikationsweg integriert. Da Sender und Empfänger nicht zwangsläufig denselben Dienstleister nutzen, werden in der Regel mindestens zwei Dienstleister involviert. Dieses Modell ist als „4-Corner-Modell“ bekannt, benannt nach den vier beteiligten Entitäten, die den Austausch der EDI-Nachrichten koordinieren.
Ein EDI-Dienstleister bedient eine Vielzahl von Kunden, die EDI-Nachrichten austauschen müssen. Einige dieser EDI-Nachrichten können innerhalb des eigenen Netzwerks zugestellt werden (da Sender und Empfänger Kunde sind). Andere müssen an ein Dritt-Netzwerkk weitergeleitet werden. Dieses Szenario wird als Nachrichtenroaming bezeichnet.
Wie in der folgenden Abbildung gezeigt, wächst das Netzwerk mit steigender Anzahl an angebundenen Knoten schnell in seiner Komplexität.
Um ein geordnetes Routing von EDI-Nachrichten zu ermöglichen, werden daher entsprechende Regeln definiert, anhand derer Nachrichten weitergeleitet werden dürfen, oder nicht.
Zustände wie in JFK
Die Ablauflogik erinnert dabei sehr stark an das internationale Terminal eines Flughafens. Die folgende Abbildung zeigt das alte Terminal 3 des John F. Kennedy International Airport in New York — auch genannt „Pan Am Terminal“ oder „Pan Am Worldport“ (nachdem 1971 das erste Mal eine Boeing 747 dort andockte).
Bei internationalen Terminals durchlaufen Passagiere verschiedene Sicherheits- und Passkontrollen, bei denen jeweils verifiziert wird, ob eine Weiterreise erlaubt ist oder nicht.
Dabei werden den Reisenden unterschiedliche Fragen gestellt — entweder explizit durch Befragung oder implizit durch Kontrolle der Dokumente, welche der Reisende bei sich trägt. Ähnlich verhält es sich auch in einem EDI-Nachrichtensystem, wobei hier natürlich nur implizit, auf Basis der in der EDI-Nachricht enthaltenen Informationen, „befragt“ wird.
Typische Fragen, die einer EDI-Nachricht dabei gestellt werden, sind:
- Wer/was bist du?
- Woher kommst du?
- Wohin willst du?
- Ist das ein Test?
Weitere Fragen sind:
- Wie ist deine eindeutige ID?
- Wann wurdest du erzeugt?
(Anmerkung: Im EDI-Nachrichtensystem sind alle per ‚Du‘ — im Gegensatz zum Flughafen).
Die Fragen sind also tatsächlich sehr ähnlich zu denen auf einem Flughafen. Um Antworten auf diese Fragen zu bekommen, muss das Nachrichtensystem einen Blick in die Nachricht werfen. Bei einer EDIFACT-Nachricht beispielsweise auf die ersten Segmente.
UNA:+.? '
UNB+UNOC:2+4458822000005:14+4276093400009:14+160421:1930+AE3938392A'
UNH+ME000000004711+DESADV:D:01B:UN:EAN007'
...
Die oben abgebildeten ersten drei Segmente einer EDIFACT-Nachricht beantworten die Fragen beispielsweise so:
- Wer/was bist du? Ich bin ein
EDIFACT EANCOM D01B DESADV
. Also ein Lieferschein. - Woher kommst du? Ich komme von
4458822000005
. Das ist die GLN des Nachrichten-Senders. - Wohin willst du? Ich will nach
4276093400009
. Das ist die GLN des Nachrichten-Empfängers. - Ist das ein Test? Nein, ich bin kein Test, da im UNB-Segment kein Test-Indikator gesetzt ist.
- Wie ist deine eindeutige ID? Meine eindeutige ID ist
AE3938392A
- Wann wurdest du erzeugt? Ich wurde am 21.04.2016 um 19:30 Uhr erzeugt.
Bei anderen Nachrichtentypen, wie beispielsweise XML oder CSV-Dateien, kommen ähnliche Ansätze zur Anwendung. Die gestellten Fragen sind aber unabhängig vom Nachrichtentyp immer die gleichen.
Noch Fragen zum EDI-Routing?
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Worldport Terminal: Wikimedia Commons
Passkontrolle: Flughafen München GmbH