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Was ist eine NVE oder SSCC-Nummer?

Sie wollen eine NVE beantragen?

Wie man eine NVE beantragt, stellen wir in diesem Beitrag vor.

Motiviation hinter einer NVE

Ist man das erste Mal mit dem Thema NVE und der eindeutigen Identifikation einer Versandeinheit konfrontiert, so stellt sich oft die Frage nach dem Warum hinter dem gesamten Ansatz (und naturgemäß auch dem Warum für den finanziellen Aufwand).

Bei genauerem Hinsehen ergeben sich durch die eindeutige Identifikation einer Versandeinheit eine Reihe von Vorteilen für ein Unternehmen. Um beispielsweise ein durchgehendes Qualitätsmanagement zu betreiben, müssen Versender, beteiligte Dienstleister wie Spediteure und andere Logistiker, sowie der Endempfänger einer Sendung jedes Gebinde auf dem Weg vom Versender zum Empfänger eindeutig identifzieren können.

Idealerweise müssen dabei Nummern verwendet werden die:

A) Überschneidungsfrei und für jeden beteiligten Partner eindeutig sind.
Selbst vergebene Nummern (z.B. durch den Erzeuger oder den Spediteur) kommen hier nicht in Frage, da keine weltweite Überschneidungsfreiheit garantiert werden kann.

B) Maschinell lesbar und verarbeitbar sind.
Konkret heißt dies, dass die Nummern mit Hilfe eines Strichcodes dargestellt werden können, und auch in bestehende EDI-Prozesse (z.B. Versand von Lieferavis mittels DESADV) integriert werden können.

Durch die eindeutige Identifikation der Versandeinheit können Einlagerung, Auslagerung und Übernahme lückenlos gesteuert und kontrolliert werden. Die maschinelle Verarbeitbarkeit reduziert den personellen Aufwand und die Verlässlichkeit der erfassten Daten steigt beträchtlich (z.B. im Vergleich zu papierbasierten Lieferscheinen).

Eine weitere Motiviation stellen gesetzliche Vorgaben dar, wie beispielsweise die vorgeschriebene Rückverfolgbarkeit von bestimmten Lebensmitteln.

Eigenschaften einer NVE

Eine NVE ist immer 18-stellig, und basiert auf der GS1-Basisnummer eines Unternehmens. Ähnlich wie eine GTIN zur Produktidentifikation aus der GS1-Basisnummer eines Unternehmens gebildet wird, wird auch eine NVE zur Identifikation einer Versandeinheit aus der GS1-Basisnummer gebildet.

Durch ihre garantierte weltweite Eindeutigkeit können die beteiligten Unternehmen die NVE zur Identifikation der Versandeinheit nutzen, ohne Gefahr zu laufen, dass durch Nummernüberschneidungen Versandeinheiten falsch identifiziert werden.

In einem mittels NVE unterstützten Verfahren bringt der Versender eine NVE auf dem Versandstück an (bestehend aus Nummer und Strichcode), die im weiteren Logistikprozess von den beteiligten Partnern gescannt werden kann. In weiterer Folge werden die verwendeten NVEs in EDI-Nachrichten mitgesendet, wodurch ein zusätzlicher Abgleich möglich ist (z.B. anvisierte Waren im Rahmen des Lieferavis mit den effektiv angekommenen Waren abgleichen). Dadurch entsteht eine lückenlose Nachvollziehbarkeit.

Aufbau einer NVE

Wie alle Nummern im Rahmen des GS1-Nummernsystems, basiert auch die NVE auf der GS1-Basisnummer eines Unternehmens. Der erste Nummerntyp, welche Unternehmen auf Basis der GS1-Basisnummer bilden, ist typischerweise eine GLN. Was genau eine GLN ist, erfahren Sie in diesem Beitrag. Die Kurzfassung: eine GLN ist eine weltweit eindeutige und überschneidungsfreie Nummer, die ein Unternehmen eindeutig identifiziert. Dadurch, dass eine NVE auf der GS1-Basisnummer basiert (genauso wie die GLN), ist auch die NVE weltweit eindeutig und überschneidungsfrei.

Die folgende Abbildung zeigt den genauen Aufbau einer NVE.


Aufbau einer NVE-Nummer
Aufbau einer NVE-Nummer

Eine NVE beginnt mit einer Reserveziffer, die vom Unternehmen selbst gewählt werden kann. Anschließend folgt die GS1 Basisnummer, die je nach verwendeter Nummernklasse zwischen 7 und 9 Stellen lang ist. Die Länge der GS1-Basisnummer entscheidet über die Größe der NVE-Nummernkapazität. Desto kürzer die GS1-Basisnummer, desto mehr NVE-Nummern stehen zur Verfügung.

Auf die GS1-Basisnummer folgt eine fortlaufende Nummer, die für die Nummerierung der Versandeinheiten verwendet wird. Obwohl hier keine konkreten Vorschriften von Seiten der GS1 gemacht werden, empfiehlt sich eine durchgehende aufsteigende Nummerierung, beginnend bei 1.

Unter Berücksichtigung der Reserveziffer und der Länge der GS1-Basisnummer ergeben sich somit folgende Nummernkapazitäten:

9-stellige GS1-Basisnummer: 99.999.999 mögliche NVEs
8-stellige GS1-Basisnummer: 999.999.999 mögliche NVEs
7-stellige GS1-Basisnummer: 9.999.999.999 mögliche NVEs

Die letzte Ziffer ist wie bei allen GS1 Nummern die Prüfziffer, die sich aus den vorherigen 17 Ziffern berechnet.

Um herauszufinden, zu welchem Unternehmen eine bestimmte NVE gehört, können Sie die GEPIR-Services der verschiedenen nationalen GS1 Niederlassungen verwenden:

Verwendung der NVE

Bei der Verwendung der NVE stellt sich oft die Frage, welche Versandeinheit denn mit einer NVE zu kennzeichnen ist. Versandeinheiten können je nach Anwendungsszenario ganze Container sein, aber auch Paletten, Pakete, Päckchen, usw. Diese Versandeinheiten enthalten üblicherweise beliebig viele (oft unterschiedliche) Artikel.

Als allgemeine Empfehlung der GS1 gilt hier:

Die NVE markiert die kleinste physische Einheit von Waren und Gütern, die mit anderen nicht fest verbunden ist und in der Lieferkette von Sender und Empfänger einzeln behandelt werden kann.

Beispiel: Kartons mit Bleistiften

  • Eine Europoolpalette mit einzelnen Kartons, gefüllt mit Bleistiften.
    Die Kartons sind nicht mit einander verbunden (z.B. mit Folie umwickelt). In diesem Fall ist jeder einzelne Karton eine Versandeinheit und wird entsprechend mit einer NVE markiert. Unabhängig von der NVE haben die Bleistifte in den Kartons eine GTIN.
  • Damit die Kartons beim Transport nicht herunterfallen, werden sie mit einer Folie umwickelt. In diesem Fall wird die Palette selbst (bestehend aus den einzelnen Kartons mit den Bleistiften) zur Versandeinheit und bekommt eine NVE.
  • Für den Fall, dass die Bleistifte innerhalb der Kartons in kleinen Päckchen (z.B. à 10 Stück) abgepackt sind, könnten auch diese Päckchen eine NVE bekommen – zum Beispiel dann, wenn einzelne dieser Päckchen durch einen Logistikdienstleister zugestellt werden.

Entlang der Lieferkette können Dienstleister einzelne Versandeinheiten zu größeren Versandeinheiten zusammenfassen (z.B. die Paletten in einen Container geben). In diesem Fall entsteht eine neue Versandeinheit – in diesem Fall der Container. Die ursprünglich enthaltenen Versandeinheiten bleiben jedoch erhalten und werden weiter verwendet (wenn der Container wieder ausgeladen wird).

Eine NVE dient ausschließlich zur Identifikation einer Versandeinheit. Ist die Versandeinheit gleichzeitig eine standardisierte Handelseinheit, die auch verkauft wird (z.B. ein Karton mit Bleistiften), so bekommt diese Handesleinheit zusätzlich zur NVE auch eine eigene GTIN.

Vergabe der NVE

Bei der Vergabe der NVE gilt das Prinzip des Verursachers. Das Unternehmen, das die Versandeinheit herstellt bzw. zusammenstellt, ist auch für die Auszeichnung der Versandeinheit mit einer NVE verantwortlich.

Nachgelagerte Unternehmen entlang der Lieferkette sind dazu angehalten bereits auf der Versandeinheit angebrachte NVE-Nummern weiterzuverwenden. Dadurch kann es für eine Versandeinheit auf dem Weg vom Sender zum Endempfänger nie zwei Nummern der Versandeinheit geben.

Auszeichnung von Versandeinheiten

Um eine NVE an einer Versandeinheit anzubringen, empfiehlt die GS1 die Verwendung von GS1-Transportetiketten. Ein Transportetikett wird dabei auf die Versandeinheit (z.B. Palette) aufgeklebt und kann von den beteiligten Unternehmen entlang der Lieferkette einfach gescannt und zum Beispiel mit EDI-Lieferavis Nachrichten abgeglichen werden.

Die folgende Abbildung zeigt ein fiktives GS1-Transportetikett der ecosio InterCom GmbH.


GS1-Transportetikett
GS1-Transportetikett

Das Kernelement des Transportetiketts ist die NVE 342603046212345678, die sowohl menschenlesbar als Nummer, als auch als GS1-128 Strichcode abgebildet ist. Der NVE Strichcode sollte als primäre Information des Etikettes laut den Vorgaben der GS1 immer ganz unten auf dem Etikett aufgedruckt sein.

Zusätzlich können noch weitere Informationen wie Chargennummer (4711A3), GTIN der Handelseinheit (4260304629994) usw. auf dem Etikett angebracht werden.

Einführung im Unternehmen

Je nach Produktionsprozess im Unternehmen, können NVE-Aufkleber bereits am Ende der Produktion angebracht werden (wenn der Output der Produktion bereits einer Versandeinheit entspricht), oder erst bei der Verladerampe, wenn einzelne Produkte zu Versandeinheiten aggregiert werden.

Für die erfolgreiche Realisierung einer NVE-Umsetzung sind neben hardwaretechnischen Anpassungen (Etikettendrucker und NVE-Scanner) auch prozesstechnische Umsetzungen notwendig.

So erwarten große Handelshäuser beispielsweise bereits im Rahmen eines Lieferavis die Übermittlung der NVE-Nummern. Auf Herstellerseite bedeutet dies in groben Schritten:

  • Generierung der NVE-Nummern und Abgleich mit dem ERP-System, sodass eine Zuordnung zu einer elektronischen Lieferavismeldung (EDIFACT DESADV) möglich ist
  • Versand der Lieferavismeldung über elektronischen Datenaustausch (EDI)
  • Anbringen des NVE-Aufklebers und Versand der Ware

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