Die Überlegung hinter WebEDI
In den Lieferketten des Handels, der produzierenden Industrie, der Automobilindustrie usw. geht heute so gut wie nichts mehr ohne den Austausch von strukturierten elektronischen Daten. Die beteiligten Unternehmen verfügen über entsprechende EDI-Infrastrukturen zur Übertragung, Konvertierung und Archivierung von EDI-Daten.
Kleine und mittlere Unternehmen verfügen oft nicht über diese Art von EDI-Infrastruktur. Um dennoch eine Anbindung per EDI an andere Handelspartner zu ermöglichen, kann WebEDI eingesetzt werden.
GS1 Germany definiert WebEDI dabei wie folgt:
WebEDI ist ein internetbasiertes Übertragungsverfahren zur Anbindung von Geschäftspartnern mit geringem Datenvolumen, die keine eigene EDI-Infrastruktur besitzen.
Sprich, der WebEDI-Benutzer braucht lediglich einen Webbrowser um EDI-Nachrichten zu empfangen und zu senden. Eine direkte Anbindung an das eigene ERP-System ist dabei nicht notwendig.
WebEDI vs. klassisches EDI
Bei der Überlegung ob WebEDI eingesetzt werden soll, oder nicht, muss vor allem der Aufwand genau betrachtet werden, der durch WebEDI verursacht wird.
Eine der Hauptideen hinter dem Einsatz von EDI ist die Automatisierung der verschiedenen Belegstufen über Unternehmensgrenzen hinweg. Konkret bedeutet dies zum Beispiel, dass eine Bestellung automatisch aus dem ERP-System des einen Unternehmen exportiert wird und ohne menschliches Zutun direkt in das ERP-System des anderen Unternehmen übernommen werden kann. Die folgende Abbildung veranschaulicht dieses Prinzip.
Belegübernahme bei klassischem EDI
Auf Basis der Bestelldaten werden dann im ERP-System Lieferschein- und Rechnungsdaten erfasst und die entsprechenden Belege werden wiederum automatisch an das andere Unternehmen gesendet. Diese Prozessautomatisierung hilft nicht nur Fehler zu vermeiden, sondern erfordert auch keinen manuellen Aufwand. Die einzelnen Belege sind ohne menschliches Zutun automatisch im ERP-System vorhanden und können bearbeitet werden.
Bei WebEDI ist keine nahtlose Integration möglich, da in diesem Fall zwei Systeme unabhängig voneinander koexistieren — das ERP-System und das WebEDI-System. So gut wie jedes Unternehmen setzt heute auf irgendeine Art von ERP-Software. Dies kann in der einfachsten Form eine Excelliste sein, bis hin zu vorgefertigten ERP-Softwarelösungen von der Stange oder selbst entwickelten Lösungen. In diesen ERP-Lösungen werden die Bestellungen, Rechnungen und Lieferscheine des Unternehmens bearbeitet. Die resultierenden Belege liegen zumeist in Papier- oder PDF-Form vor und werden per Post oder per Email an die Kunden und Lieferanten versendet.
Mit einer WebEDI-Lösung kommt zu dieser ERP-Lösung eine zweite Belegverwaltungslösung hinzu, die jedoch entkoppelt von der ERP-Lösung betrieben wird. Wie in der folgenden Abbildung dargestellt, ist keine automatische Belegübernahme aus dem WebEDI-System in das ERP-System und umgekehrt möglich. Stattdessen müssen die Belege manuell durch einen Benutzer zwischen den Systemen abgeglichen werden.
Genau diese manuelle Belegübernahme zwischen ERP-System und WebEDI-System muss bei einer Einführung einer WebEDI-Lösung berücksichtigt werden. Steigt das EDI-Belegvolumen, welches über WebEDI abgewickelt werden soll, so steigt auch der manuelle Aufwand für den Belegabgleich zwischen ERP-System und WebEDI-System.
Wie in der oben angeführten Abbildung dargestellt, wird der Einsatz von WebEDI ab einem gewissen Belegvolumen unwirtschaftlich und der Einsatz einer klassischen EDI-Lösung sollte vorgezogen werden.
WebEDI oder doch klassisches EDI?
Generell ist eine klassische EDI-Lösung einer WebEDI-Lösung immer vorzuziehen, da sich nur bei klassischem EDI das volle Automatisierungspotential des elektronischen Datenaustausches entfalten kann.
Es gibt jedoch Situationen, in denen sich der Einsatz von WebEDI auszahlt. Wenn nur sehr wenige Belege mit wenigen Geschäftspartnern per EDI ausgetauscht werden sollen und alle andere Prozesse unverändert auf Papier bzw. PDF-Basis weiterbetrieben werden, dann lohnt sich der Einsatz von WebEDI.
Auch wenn die eingesetzte ERP-Lösung über keine Import- oder Exportschnittstellen verfügt, welche für den Einsatz von klassischem EDI unbedingt notwendig sind, muss auf eine WebEDI-Lösung zurückgegriffen werden.
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