Deutsch Deutsch

MENU

7 min Lesezeit

Peppol Netzwerk: Vier- und Fünf-Ecken-Modell erklärt

Football field corner

TL;DR

  • Das Peppol-Netzwerk ermöglicht offenen, interoperablen E-Rechnungsaustausch
  • Das Vier-Ecken-Modell verbindet unabhängige Access Points über eine gemeinsame Infrastruktur
  • ViDA entwickelt Peppol zu einem Echtzeit-Reporting-Framework weiter
  • Das Fünf-Ecken-Modell bindet Steuerbehörden direkt in die Infrastruktur ein 

Wie funktioniert das Peppol-Netzwerk? Die zentrale Infrastruktur erklärt

Die Art und Weise, wie Unternehmen über das Peppol-Netzwerk E-Rechnungen (E-Invoices) austauschen, hat sich in den letzten Jahren deutlich weiterentwickelt. Von frühen, geschlossenen EDI-Systemen hin zu offenen, interoperablen Netzwerken – und nun zu Modellen mit eingebetteter Compliance in Echtzeit. 

Wie funktioniert das Peppol-Netzwerk – und was unterscheidet das Vier- vom Fünf-Ecken-Modell? Dieser Artikel erklärt die Peppol-Infrastruktur, ihre Vorteile und warum sie für ViDA eine zentrale Rolle spielt.

Definition: Was ist das Peppol-Netzwerk?

Das Peppol-Netzwerk ist eine offene, standardisierte Infrastruktur für den sicheren Austausch von E-Rechnungen und anderen Geschäftsdokumenten über zertifizierte Access Points.

In diesem Artikel lernen Sie:

  • wie das Peppol-Netzwerk technisch funktioniert
  • worin sich Vier- und Fünf-Ecken-Modell unterscheiden
  • welche Rolle ViDA und CTC-Modelle für die Zukunft spielen

Zwei- und Drei-Corner-Modelle: traditionelles EDI

Die ersten E-Rechnungsstrukturen basierten auf klassischen Electronic Data Interchange (EDI).

  • Das Zwei-Corner-Modell beschreibt einen direkten Punkt-zu-Punkt-Austausch zwischen Sender (Sender) und Empfänger (Receiver).
    Connecting to Peppol via AI - Two Corner Model
  • Das Drei-Corner-Modell führt einen einzigen Intermediär bzw. eine zentrale Plattform ein, die die Kommunikation zwischen den Geschäftspartnern übernimmt.
    Connecting to Peppol via AI - Three Corner Model

Obwohl beide Modelle in geschlossenen Unternehmensnetzwerken effektiv funktionieren, sind sie in ihrer Skalierbarkeit und Interoperabilität stark eingeschränkt. Jede Verbindung ist typischerweise individuell aufgebaut und erfordert spezifische technische Vereinbarungen. Somit ist ein nahtloser grenzüberschreitender Austausch nicht möglich.

Das Vier-Corner-Modell: Die dezentrale Peppol-Netzwerkarchitektur

Das Peppol-Vier-Corner-Modell stellte einen grundlegenden Wandel im digitalen E-Rechnungsprozess dar. 

Es führte ein offenes, dezentrales Netzwerk ein, in dem Lieferanten und Kunden über sogenannte unabhängige, zertifizierte Access Points (also Zugangspunkte) verbunden sind, die gemeinsame technische Standards nutzen. 

So funktioniert es:

  1. Der Lieferant sendet eine Rechnung über seinen Peppol Access Point
  2. Der Access Point identifiziert den Access Point des Kunden über den Peppol Service Metadata Locator (SML) und den Service Metadata Publisher (SMP)
  3. Die E-Rechnung wird sicher über das Peppol-Netzwerk übertragen
  4. Der Access Point stellt die Rechnung an das System des Kunden zu
Diagramm des Peppol Vier-Ecken-Modells mit Sender, Empfänger, Access Points, SML und SMP

Das Peppol Vier-Ecken-Modell: Austausch zwischen Sender, Empfänger und Access Points über SML und SMP.

Mehr Informationen dazu, worauf Sie bei der Auswahl eines Peppol Access Points achten sollten, finden Sie in unserem ausführlichen Artikel.

Womit das Vier-Corner-Modell den E-Rechnungsprozess verändert hat

  • Es schafft echte Interoperabilität: „einmal anbinden, alles erreichen”
  • Es reduziert technische Hürden durch einen standardisierten Ansatz für alle Teilnehmer
  • Es ermöglicht einen grenzüberschreitenden und branchenübergreifenden E-Rechnungsprozess in einer vertrauenswürdigen, standardbasierten Umgebung
  • Es fördert Wettbewerb und Innovation unter Service Providern, die alle auf der gleichen Grundlage arbeiten

Das Vier-Corner-Modell hat E-Rechnung effektiv in ein offenes, vernetztes Ökosystem überführt und bildet heute das Fundament des europäischen E-Rechnungsstellungsprozesses sowie einer stetig wachsenden Zahl internationaler Regionen.

Checkliste: Wann ist das Peppol-Netzwerk die richtige Wahl?

  • Sie möchten internationale Geschäftspartner ohne individuelle Schnittstellen anbinden
  • Sie benötigen ein standardisiertes Format wie EN 16931
  • Sie wollen ViDA- und DRR-Anforderungen zukünftig abdecken
  • Sie möchten Interoperabilität zwischen Access Points sicherstellen

Der ViDA-Pilot: Auf dem Weg zu Echtzeit-VAT-Reporting

Bevor das Fünf-Corner-Modell betrachtet wird, ist der Kontext der VIDA-Initiative entscheidend. Die Europäische Kommission hat „VAT in the Digital Age“ (ViDA) eingeführt, um das Umsatzsteuer-Reporting (Value Added Tax, VAT) und die Steuerverwaltung in der EU zu modernisieren.

Was ViDA erreichen will

Ziel von ViDA ist ein harmonisierter Ansatz für digitales Reporting und E-Rechnung in den Mitgliedstaaten. Ein zentrales Element sind die Digital Reporting Requirements (DRR), die eine nahezu in Echtzeit erfolgende Übermittlung von Transaktionsdaten an Steuerbehörden vorsehen, um die Umsatzsteuer-Compliance zu stärken.

Der Peppol-ViDA-Pilot

Um diese Vision zu unterstützen, startete OpenPeppol den ViDA-Pilot zusammen mit europäischen Steuerbehörden, Lösungsanbietern und Unternehmen. Der Pilot zeigt, wie die bestehende Peppol-Infrastruktur die digitalen Reporting-Anforderungen von ViDA erfüllen kann. 

Laut offizieller Peppol-Dokumentation prüft der Pilot:

  • wie Peppols Netzwerkarchitektur und Standards (z. B. EN 16931) für Echtzeit-VAT-Reporting erweitert werden können
  • sowohl grenzüberschreitende als auch nationale Transaktionen
  • die Interoperabilität nicht nur zwischen Unternehmen, sondern auch zwischen Unternehmen und Steuerbehörden

Warum das wichtig ist

Der Pilot zeigt, dass das Peppol-Vier-Corner-Modell weiterentwickelt werden kann, ohne seine Kernprinzipien der Interoperabilität zu verlieren. ViDA ersetzt die Peppol-Infrastruktur nämlich nicht. Ganz im Gegenteil: es baut darauf auf, führt Continuous Transaction Controls (CTC) ein und bereitet den Weg für das Fünf-Corner-Modell.

Was ist das Peppol-Fünf-Corner-Modell?

Das Fünf-Corner-Modell stellt die nächste Entwicklungsstufe dar. Es erweitert die bestehende Architektur um einen fünften Akteur: die Steuerbehörde bzw. den staatlichen Compliance-Knotenpunkt. 

Involvierte Akteure:

  1. Lieferant
  2. Access Point des Lieferanten
  3. Access Point des Kunden
  4. Kunde
  5. Steuerbehörde

So funktioniert das Modell:

  • Der Lieferant sendet die Rechnung an seinen zertifizierten Peppol-Service-Provider (Access Point).
  • Die Rechnung wird geprüft, gemappt, validiert und für die Zustellung vorbereitet.
  • Vor oder unmittelbar nach der Zustellung an den Access Point des Kunden wird eine Kopie der Rechnungsdaten an die Steuerbehörde übermittelt.
  • Die Steuerbehörde erhält diese Daten für Monitoring-, Kontroll- oder Prüfzwecke.
  • Die Rechnung wird über den Access Point des Kunden an das System des Kunden übermittelt.

    Diagramm des Peppol Fünf-Ecken-Modells mit Sender, Empfänger, Access Points, SML/SMP und Steuerbehörde

    Das Peppol Fünf-Ecken-Modell: paralleler Dokumentenfluss zwischen Sender, Empfänger, Access Points und Steuerbehörde.

Warum das wichtig ist:

  • Es integriert Echtzeit-Compliance direkt in den Rechnungsprozess.
  • Es unterstützt die unter ViDA entwickelten CTC-Modelle, bei denen Steuerbehörden nahezu unmittelbar Einblick in Rechnungsdaten erhalten.
  • Es baut auf der bestehenden Peppol-Infrastruktur auf, anstatt nationale Insellösungen zu schaffen. 
  • Unternehmen können weiterhin ihre standardisierten Peppol-Verbindungen nutzen und gleichzeitig neue Reporting-Pflichten erfüllen.

Das Fünf-Corner-Modell zeigt, wie Peppol Europas digitale VAT-Transformation unterstützt und Interoperabilität und Compliance in einem einzigen Framework vereint. 

Vergleich der verschiedenen Corner-Modelle

 

Modell & Strukturtyp Hauptakteure Interoperabilität Compliance-Integration Typischer Anwendungs-
fall
Zwei-Corner
(Traditionelles EDI)
1. Lieferant
2. Kunde
Keine
(direkte Punkt-zu-Punkt-Verbindung)
Keine zentrale Vorgaben Punkt-zu-Punkt-Verbindungen
im B2B-Bereich
Drei-Corner
(Traditionelles EDI)
1. Lieferant
2. Intermediär bzw.
EDI-Dienstleister
3. Kunde
Eingeschränkt
(abhängig von der zentralen
Plattform oder dem Netzwerk)
Keine zentrale Vorgaben Geschlossene, meist nationale
oder branchenspezifische
Netzwerke
Vier-Corner
(Peppol-Netzwerk)
1. Lieferant
2. Access Point des Lieferanten
3. Access Point des Kunden
4. Kunde
Hoch
(offen, standardisiert, europaweit verbreitet)
Mittel Grenzüberschreitende
E-Rechnungsprozesse
(klassisches Peppol-Modell)
Fünf-Corner
(Peppol + ViDA /
CTC-Anforderungen)
1. Lieferant
2. Access Point des Lieferanten
3. Access Point des Kunden
4. Kunde
5. Steuerbehörde
 

Hoch
(entspricht dem Vier-Corner-Modell)

 

Hoch
(Echtzeit- oder nahezu
Echtzeit-Meldungen)
Digitales VAT-Reporting
im Rahmen von ViDA und
zukünftigen CTC- bzw.
RTT-Modellen

Möchten Sie sich mit Peppol verbinden?

Bei ecosio sind wir Experten für Peppol und E-Rechnung. Wir waren einer der ersten Peppol Access Points in Europa. Bis heute haben wir hunderten Unternehmen geholfen, effiziente E-Rechnungsprozesse in bestehende Systeme zu integrieren und die Vorteile von Peppol zu nutzen.

Als zertifizierter Peppol Access Point ermöglicht ecosio den nahtlosen globalen E-Dokumentenaustausch über eine einzige sichere Verbindung. Unser Fully Managed Service deckt alles von der Einrichtung bis zum täglichen Betrieb ab – damit Ihr Unternehmen Zeit und Ressourcen spart.

Sie möchten mehr erfahren? Sprechen Sie noch heute mit einem unserer Experten! 

FAQ zum Peppol-Netzwerk

Was ist das Peppol Vier-Ecken-Modell?
Es beschreibt eine offene Netzwerkarchitektur, in der Sender und Empfänger über unabhängige Access Points verbunden sind.

Was ist das Peppol Fünf-Ecken-Modell?
Eine Erweiterung von Peppol, bei der Steuerbehörden als fünfter Akteur integriert werden, um Echtzeit-Reporting zu ermöglichen.

Warum spielt Peppol eine zentrale Rolle bei ViDA?
Weil die bestehende Infrastruktur interoperabel ist und sich ohne Insellösungen für DRR- und CTC-Anforderungen erweitern lässt.

Amy_JenniferFetz

Blog author

Amy Vahey
Lead Product Owner Compliance Transactions

Read more about the author

Meistgelesen

Weiterlesen

7 min Lesezeit

E-Invoicing-Compliance einfach gestalten – ohne Ihr Geschäft auszubremsen

Vereinfachen Sie die E-Invoicing-Compliance mit skalierbaren Strategien – für weniger Risiko, weniger manuellen Aufwand und revisionssichere Rechnungen im großen Stil.

3 min Lesezeit

E-Invoicing Compliance: So gelingt die internationale Umsetzung

Globale E-Rechnungsanforderungen nehmen rasant zu – erfahren Sie, wie Ihr Unternehmen mit der richtigen E-invoicing Compliance-Strategie rechtssicher und effizient agiert.

3 min Lesezeit

Multinationale E-Rechnung: Sind Sie bereit für die neue Realität der E-Rechnungsstellung?

Die multinationale E-Rechnung ist mehr als nur ein Trend – sie ist eine gesetzliche Pflicht. Erfahren Sie, warum Ihr Unternehmen jetzt handeln muss, um global wettbewerbsfähig und compliant zu bleiben.

4 min Lesezeit

ecosio Insights: E-invoicing Innovation – Künstliche Intelligenz und die Zukunft der E-Rechnung

Künstliche Intelligenz im E-invoicing bringt nicht nur Effizienz, sondern verändert grundlegend, wie Unternehmen Rechnungen verarbeiten, prüfen und strategisch nutzen.

7 min Lesezeit

Continuous Transaction Control setzt neue Maßstäbe

Erfahren Sie, warum CTC (Continuous Transaction Control) zum Gamechanger in der digitalen Steuerberichterstattung wird – und wie Sie Ihr Unternehmen jetzt optimal darauf vorbereiten.

10 min Lesezeit

E-Rechnungspflicht für Unternehmen: Das Wissenswerte

Die E-Rechnungspflicht für Unternehmen ist da – eine Herausforderung, die für vorausschauende Unternehmen zur Chance auf effizientere Prozesse und mehr Wettbewerbsfähigkeit wird.

3 min Lesezeit

Mehrwertsteuer-Compliance: So minimieren Sie Risiken und optimieren Ihre Steuerprozesse

In einer globalisierten Wirtschaft sind Unternehmen mit ständig wechselnden Mehrwertsteuervorschriften konfrontiert. Fehlende Übersicht kann zu kostspieligen Fehlern führen. Eine moderne, digitale Mehrwertsteuer-Compliance-Lösung hilft, Risiken zu minimieren, Prozesse zu optimieren und...

5 min Lesezeit

ecosio Insights: E-Invoicing Mandates und das Wachstum der B2B-Prozessautomatisierung

Wie wird sich die E-Rechnung in den kommenden Jahren weiterentwickeln? Wir haben uns mit dem E-Rechnungs-Experten Chris Newman zusammengesetzt, um seine Gedanken zu den E-Invoicing Mandates zu erfahren.

7 min Lesezeit

ecosio Insights: Die VAT Tax Compliance erklärt

In diesem Interview teilt Gunjan Tripathi, Expertin für indirekte Steuern, ihre Gedanken über die Zukunft der Einhaltung VAT Tax Compliance und der Berichterstattung mit.

7 min Lesezeit

E-Rechnungs-Vorteile: Wie sie die Zukunft der Steuer-Compliance gestalten

Entdecken Sie, welche E-Rechnungs-Vorteile es gibt und wie die E-Rechnung die Zukunft der Steuer-Compliance gestaltet

3 min Lesezeit

Deutschland macht die E-Rechnung im B2B zur Pflicht

Deutschland macht mit dem Wachstumschancengesetz einen Schritt in Richtung E-Rechnungs-Pflicht. Das müssen deutsche Unternehmen beachten.

9 min Lesezeit

VIDA: Was ist es und wie wirkt es sich auf Ihr Geschäft aus?

Erfahren Sie, wie ViDA (VAT in the Digital Age) die Verwaltung von Mehrwertsteuer (VAT) und damit verbundenen Transaktionen revolutioniert.

1

E-invoicing essentials survival pack

Everything you need to know about e-invoicing in one place, including:

  • Detailed regulation
    breakdowns
  • Popular webinar recordings
  • Insightful white papers
  • Helpful Q&A videos
White paper

Die 7 teuersten EDI-Fehler

Nutzen Sie unsere Expertise, um die ideale EDI-Lösung für Ihr Unternehmen zu finden

WHITE PAPER

Die E-Rechnung in Europa: Ein Überblick

Verschaffen Sie sich einen Überblick über den aktuellen Stand der E-Rechnung in Europa und erfahren Sie, wie Ihr Unternehmen für die Zukunft bestens vorbereitet ist