Was ist fTRACE genau?
fTRACE ist eine von der GS1 Germany entwickelte Plattform, die eine genaue Rückverfolgbarkeit von Lebensmitteln erlaubt. Was heißt dies nun genau? Das folgende Wiener Schnitzel lädt beispielsweise richtgehend zum Reinbeißen ein. Doch woher stammt das verwendete Kalbfleisch? Stammt es wirklich vom Kalb, oder war die Kuh schon in Rente, als sie geschlachtet wurde? Wo wurde das Fleisch verarbeitet, abgepackt und in den Handel gebracht? Fragen, die uns als Konsumenten interessieren.
Fragen, die sich mit Hilfe von fTRACE beantworten lassen sind beispielsweise:
- Wann, wo und wie wurde der Fisch gefangen/das Tier geschlachtet?
- Wo und von wem wurde der Rohstoff verarbeitet?
- Aus welchen Bestandteilen besteht das Produkt?
Und wie funktioniert das genau?
Der Konsument kann einen auf dem Produkt angebrachten Code mit dem Smartphone scannen, anhand dessen die entsprechenden Informationen und Ereignisse entlang der Verarbeitungskette des Produktes angezeigt werden. Dabei werden Daten vom zentralen fTRACE-Server abgerufen und bequem am Smartphone des Konsumenten angezeigt.
Die folgende Abbildung zeigt ein Beispielprodukt, mit einem entsprechenden fTRACE Code.
Damit sind die Vorteile für den Endkonsumenten recht schnell erklärt – die gesamte Historie eines Produktes kann lückenlos und einfach abgerufen werden. Zusätzlich können weitere Hintergrundinformationen zum Produkt, wie beispielsweise Zubereitungshinweise oder Rezepte, passend zum Produkt, abgerufen werden.
Aber auch für das Unternehmen ergeben sich eine Reihe von Vorteilen. Die eigene Lieferkette wird transparenter und das Vertrauen des Kunden in das Produkt steigt. Dadurch steigt auch die Wahrscheinlichkeit für einen Kauf durch den Kunden.
Wer kann am fTRACE-System teilnehmen?
Teilnahmeberechtigt am fTRACE-System sind Unternehmen, die über ein zertifiziertes System für Qualitätsmanagement und Lebensmittelsicherheit verfügen. Die entsprechenden Zertifikate müssen der GS1 Germany bei der Anmeldung vorgelegt werden. Anschließend werden die Zertifikate in jährlichen Intervallen geprüft. Aktuell werden die folgenden Zertifikate von der GS1 akzeptiert:
- IFS
- BRC
- FSSC 22000
Weitere Standards sind prinzipiell möglich, müssen allerdings vorher von der GS1 evaluiert und genehmigt werden.
Welche Daten werden in fTRACE erfasst?
Das fTRACE-System basiert auf Daten von Events, die bei der Durchführung von Geschäftsprozessen erstellt werden. Entlang einer Lieferkette kommt es zu einer Vielzahl von Events, die für eine Rückvollziehbarkeit relevant sind.
Mit Hilfe des in fTRACE verwendeten Standard EPCIS (EPC Information Services) können die Geschäftspartner diese Ereignisse entlang ihr Wertschöpfungskette erfassen und zugreifbar machen.
Ein EPCIS-Event enthält Informationen über die folgenden vier Ausprägungen:
- Was
Welches Produkt und welches Los ist von dem Ereignis betroffen. Die Identifikation erfolgt dabei mit GTIN und Losnummer (= Nummer der Charge). - Wann
Wann ist der Ereignis eingetreten. Wird durch Datum und Uhrzeit abgebildet. - Wo
An welchem Ort ist das Ereignis eingetreten? - Warum
In welchem Geschäftskontext ist das Ereignis eingetreten?
Die grundlegenden Arten von Ereignissen, die in Wertschöpfungsketten mit frischen Produkten wie Fleisch, Fisch, Obst und Gemüse von Interesse sind, lassen sich in vier Kategorien unterteilen:
- Rohstoffernte (z.B. Fischfang, Aquakultur- bzw. Feldernte, Schlachtung),
- Wareneingang und Warenausgang,
- Transformation (z.B. Verarbeitung, Veredelung, Konservierung),
- Verpacken/Entpacken.
Wie kommen meine Daten in das fTRACE-System?
Für die Übermittlung von Daten an das fTRACE-System gibt es prinzipiell drei verschiedene Möglichkeiten.
Übermittlung von Eventdaten über die fTRACE-Webseite
Für Unternehmen mit begrenzter IT-Infrastruktur und geringen Datenmengen, gibt es die Möglichkeit der Datenbereitstellung über die fTRACE Webseite. Für die Benützung reicht ein Webbrowser und eine Internetverbindung.
Wie man sich unschwer denken kann, stößt diese Art der Verarbeitung aber schnell an ihre Grenzen im Hinblick auf den Aufwand, der dadurch verursacht wird. Eventdaten fallen üblicherweise auf täglicher Basis an und die manuelle Eingabe über die Webseite wird dadurch schnell zum täglichen Ritual.
Besser geeignet ist die folgende Möglichkeit.
Automatische Einlieferung direkt von Ihrem ERP-System
Bei dieser Lösung werden die EPCIS-Daten von ecosio direkt von Ihrem IT-System abgeholt. Möglich wird dies, wenn Sie entweder einen SFTP-Server zur Verfügung stellen, oder alternativ das EFEX (ERPEL File Exchange Modul) auf Ihrem IT-System installieren.
Anschließend holt ecosio laufend EPCIS-Daten von Ihrem System ab, konvertiert diese in das von der GS1 Germany geforderte Format und übermittelt die Daten anschließend an das Web Service der GS1 Germany. Nach der Übermittlung sind die Daten sofort in der fTRACE-Datenbank verfügbar.
Dadurch wird der Datenbereitstellungsprozess für fTRACE vollautomatisiert und Ihre Kunden finden stets die aktuellsten Daten in der fTRACE-Datenbank. Dies schafft Konsumentenvertrauen und steigert den Wert Ihrer Produkte und Ihrer Marke.
Bereitstellung eines eigenen EPCIS-Repositories
Wenn Sie sehr große EPCIS-Datenmengen haben, können Sie auch Ihr eigenes EPCIS-Repository betreiben. Diese Möglichkeit eignet sich nur für Unternehmen mit einer sehr fortgeschrittenen IT-Infrastruktur, da der Betrieb eines eigenen EPCIS-Repositories hohe Anforderungen an die Verfügbarkeit der Daten stellt und auch die entsprechenden Zugriffsrechte für das fTRACE-System auf das Repository gewährleistet sein müssen.
Wie kann ich als Unternehmen am fTRACE-System teilnehmen?
Um als Unternehmen am fTRACE System teilzunehmen, sind laut Auskunft der GS1 Germany die folgenden Schritte notwendig.
- Vertragsunterlagen und Klärung der technischen Anforderungen
Im ersten Schritt werden die GS1-Vertragsunterlagen im Unternehmen gesichtet und es werden Informationen über die benötigten Daten, Austauschformate und sonstige fTRACE-Anforderungen eingeholt. Bei der Klärung der technischen Fragen helfen wir Ihnen gerne weiter. - Interne Klärung der Produktionsabläufe
Die Produktionsabläufe im Unternehmen müssen in der Lage sein die entsprechenden Ereignisse (Schlachtung, Verpackung, Veredelung, usw.) genau nach Charge zu speichern. Diese gespeicherten Daten sind in weiterer Folge die Grundlage für die Übermittlung der Daten an das fTRACE-System. - Interne Klärung der fTRACE-Systempartnerschaft
Wenn Sie als Unternehmen selbst Rohstoffe von Lieferanten beziehen und diese weiterverarbeiten, muss gegebenenfalls auch eine fTRACE-Systempartnerschaft mit den Vorlieferanten geprüft werden. Das bedeutet, dass auch die Vorlieferanten Teilnehmer im fTRACE-System werden und Daten über ihre Produkte bereitstellen. - Abstimmung der fTRACE-Ausgabemedien
Je nach Volumen der Daten müssen Sie sich für eine webbasierte und manuelle Übermittlung oder für eine automatisierte Übermittlung der fTRACE-Daten entscheiden. - Ermittlung von internen Anpassungen
Gemeinsam mit Ihrem IT-Dienstleister und einem fTRACE-Dienstleister wie ecosio müssen die notwendigen internen Anpassungen geklärt werden. Dies betrifft einerseits die Datenbereitstellung für den externen Dienstleister, wie ecosio, und andererseits die Anpassung Ihres Etikettierungsprozesses (Anbringung der Codes auf den Produkten). - fTRACE-Vertrag
Nachdem die technischen Anforderungen geklärt sind, wird der fTRACE-Vertrag mit GS1 Germany unterschrieben. - Prüfinstitut
Zur Überprüfung der Qualitätskriterien empfiehlt die GS1 Germany die Beauftragung eines Prüfinstituts. - Anbindung durch fTRACE-Dienstleister
In Zusammenarbeit mit einem fTRACE-Dienstleister wie ecosio, erfolgt die Anbindung an das fTRACE-System und der Übergang zum Echtbetrieb.
Zugriff auf die Ereignisse durch die Kunden
Der gesamte Übermittlungsaufwand der Daten in das fTRACE-Repository hat am Ende das Ziel, dass die Konsumenten die gesamte Verarbeitungshistorie eines Produktes abrufen können. Dies schafft bei Konsumenten Vertrauen und erhöht die Abschlusswahrscheinlichkeit am Point-of-Sale (zumeist im Supermarkt).
Der Zugriffsschlüssel auf die codierten Ereignisse ist ein elektronischer Produktcode (EPC). Bei Fisch, Fleisch sowie Obst und Gemüse besteht der EPC aus der GTIN, sowie der Losnummer (= Nummer der Charge).
Die codierte Struktur der Daten ergibt sich aus den folgenden Informationen:
- GTIN (Datenbezeichner 01)
- Losnummer (Datenbezeichner 10). Die Losnummer darf aus maximal 20 alphanumerischen Zeichen bestehen.
Anschließend werden diese beiden Daten in einer URL kodiert, wobei diese das folgende Format hat
http://www.ftrace.com/?01=01234567890123&10=123456xxxx
Ruft man die oben genannte URL auf, so kommt man direkt zur fTRACE-Seite des betreffenden Produktes und des betreffenden Loses und kann alle Ereignisdaten einsehen.
Damit die Kunden mit möglichst geringer Anstrengung auf die URL und anschließend auf die Daten in fTRACE zugreifen können, muss diese für eine Reader-App auf dem Smartphone lesbar dargestellt werden.
Die folgende Abbildung zeigt auf der linken Seite die Darstellung mit Hilfe der GS1-DataMatrix und auf der rechten Seite die Darstellung mit Hilfe eines QR-Codes.
Scannt der Benutzer nun einen der beiden oben stehenden Codes, so wird am Smartphone die betreffende URL dekodiert, welche der Benutzer anschließend anklicken kann. Dadurch ist keine manuelle Dateneingabe am Smartphone notwendig und die fTRACE-Daten können schnell und unkompliziert abgerufen werden.
Die folgende Abbildung zeigt eine beispielhafte Darstellung unter iOS.
Da die wenigsten Konsumenten heute noch ohne Smartphone unterwegs sind, steht jederzeit der Zugriff auf die fTRACE-Daten eines Produktes zur Verfügung. In näherer Zukunft werden auch andere Endgeräte, wie beispielsweise Brillen mit Kamera- und Scanfunktion immer mehr zum Standard werden.
Interesse an fTRACE geweckt?
Wenn Sie Interesse an der Teilnahme bei fTRACE haben, nehmen Sie mit uns Kontakt auf oder benutzen Sie unseren Chat! Wir helfen Ihnen bei der Abstimmung mit der GS1 Germany und realisieren die einfache Übermittlung der fTRACE-Daten aus Ihrem IT-System zum fTRACE-System.