6 min Lesezeit

Erstellung von EPC URIs zur Verwendung im Rahmen von fTRACE

Überblick über fTRACE

Die Grundidee hinter fTRACE ist einfach erklärt. Produzenten stellen Informationen über die Verarbeitungskette, z.B. von Fleisch, im Rahmen eines zentralen fTRACE-Services zur Verfügung. Konkret heißt dies, dass die einzelnen Verarbeitungsschritte — von der Schlachtung über die Verarbeitung bis hin zur Verpackung des Produktes — laufend an das fTRACE-Service gemeldet werden. Gemeldet wird dabei der eindeutige Produktcode (die so genannte GTIN) sowie die Chargennummer. Zusätzlich wird diese Information (Produktcode + Charge) in Form eines QR-Codes auf dem Produkt angebracht. Die folgende Abbildung zeigt einen beispielhaften QR-Code auf der rechten Seite in der Mitte.


fTRACE QR-Code (c
fTRACE QR-Code (c

Mit Hilfe der fTRACE-App für iPhone oder der fTRACE-App für Android kann der Konsument nun den angebrachten QR-Code scannen. Anhand der im QR-Code gespeicherten Information lädt die App die vorher von den Produzenten einbrachten Daten vom fTRACE-Service und zeigt diese am Smartphone an.

Probieren Sie es selber aus, installieren Sie die App und scannen Sie den oben abgebildeten QR-Code! Das Ergebnis sieht dann wie folgt aus:


fTRACE Screenshot iPhone
fTRACE Screenshot iPhone

Der Konsument hat somit einen genauen Überblick über die Herkunft sowie die Verarbeitungshistorie des Produktes.

Wie kommen die Daten zu fTRACE?

Um als Produzent Daten an das fTRACE-Service von GS1 Germany zu übermitteln, stehen prinzipiell zwei verschiedene Möglichkeiten zur Verfügung.

Option A – Übermittlung der Daten mit Hilfe einer Webmaske

Über eine einheitliche webbasierte Benutzeroberfläche, erreichbar unter https://dataentry.ftrace.com/login, können Produzenten und verarbeitende Unternehmen fTRACE-relevante Informationen eingeben. Der Vorteil liegt in der einfachen Handhabung, da keine Anpassung der lokalen IT-Systeme notwendig ist. Es reicht ein gängiger Webbrowser und schon kann man fTRACE-Daten kommunizieren. Der Nachteil liegt in der manuellen Eingabe über den Webbrowser — ab einer gewissen Menge an Daten wird diese Option umständlich und fehleranfällig.

Option B – Übermittlung der Daten mit Hilfe eines Web Services

Ist die manuelle Eingabe der fTRACE-Daten über die Weboberfläche zu umständlich, so können Daten alternativ auch automatisch über ein Web Service eingeliefert werden. Dabei erfolgt die Datenübermittlung direkt vom ERP-System des Produzenten bzw. verarbeitenden Betriebes an die Systeme der GS1 Germany, ohne dass eine menschliche Interaktion notwendig ist.

Wer selbst nicht in der Lage ist ein Web Service anzusprechen, kann auch einen EDI-Dienstleister beauftragen, der aus dem hausinternen Format in das gewünschte Zielformat von GS1 Germany übersetzt. Egal ob Sie nun selbst das von GS1 Germany geforderte XML-Format erzeugen und direkt an das fTRACE Web Service übermitteln, oder einen EDI-Dienstleister zwischenschalten — in jedem Fall müssen Sie die von fTRACE geforderten Kodierungsvorgaben einhalten. Im Speziellen sind dies zwei EPC URIs, nämlich SGLNs und LGTINs (ja, die Informatik liebt Abkürzungen und vor allem Akronyme…).

EPC URI

Im Rahmen von fTRACE werden keine GLNs und GTINs zur Unternehmens- und Produktinformation verwendet, sondern EPC URIs. EPC steht dabei für Electronic Product Code und URI für Uniform Resource Identifier. Ein EPC URI ist eine eindeutige, global überschneidungsfreie Identifikation für ein physisches Objekt — zum Beispiel für ein Unternehmen oder für eine bestimmte Waren/Charge-Kombination. EPC URIs werden vorrangig in Informationssystemen eingesetzt um eine eindeutige Referenz auf ein physisches Objekt zu haben. Zur Anwendung kommen EPCs nicht nur im EDI-Bereich (wie bei fTRACE), sondern vor allem im Bereich von RFID-Systemen.

SGLNs

Bei fTRACE werden SGLNs zur eindeutigen Identifikation von Unternehmen verwendet, bei denen bestimmte Verarbeitungsschritte (Aufzucht, Schlachtung, Zerlegung, usw.) stattgefunden haben. Die allgemeine Syntax für eine SGLN ist:

urn:epc:id:sgln:CompanyPrefix.­LocationReference.Extension

CompanyPrefix steht dabei für die GS1-Basisnummer, die im Rahmen der GLN von GS1 für das Unternehmen vergeben wurde. Der Zusammenhang zwischen Basisnummer und GLN wird im folgenden Beitrag detailliert erläutert.

LocationReference ist die eindeutige Referenz auf einen bestimmten physischen Ort, welche vom Unternehmen vergeben wurde und welche in einer GLN kodiert ist.

Extension ist ein optionale Erweiterung, die von einem Unternehmen für einen bestimmten physischen Ort vergeben werden kann. Wird keine Extension angegeben, so ist der Wert 0 zu verwenden.

Ein Beispiel für eine SGLN lautet:

urn:epc:id:sgln:­4022057.00000.0

Falls Sie sich fragen wofür das ‚S‘ in ‚SGLN‘ steht — für nichts — es ist einfach ein ‚S‘ ohne nähere Semantik.

Wie die folgende Abbildung zeigt, erfordert die Bildung einer SGLN aus einer regulären GLN also nicht viel Aufwand. Jede SGLN beginnt mit der Zeichenkette urn:epc:id:sgln:. Anschließend folgen Company Prefix und Location Reference, getrennt durch einen Punkt. Am Ende wird die optionale Extension mit einem weiteren Punkt angehängt. Ist keine Extension vorhanden, so wird der Wert 0 genommen.


Erzeugung einer SGLN
Erzeugung einer SGLN

Um aus der GLN 4022057000006 eine SGLN zu erzeugen, wird daher wie in der folgenden Abbildung dargestellt vorgegangen. In diesem Beispiel gehen wir davon aus, dass die Basisnummer 7 Stellen hat.


Beispiel für eine SGLN
Beispiel für eine SGLN

LGTIN

Neben SGLNs zur Identifikation von Unternehmen werden im Rahmen von fTRACE auch LGTINs verwendet. Diese dienen zur eindeutigen Identifikation einer Produkt/Chargen-Kombination. Die allgemeine Syntax für eine LGTIN ist

urn:epc:class:lgtin:Company­Prefix.ItemRefAndIndicator.Lot

CompanyPrefix steht dabei für die GS1-Basisnummer, die im Rahmen der GLN (welche jeder GTIN zugrunde liegt), von GS1 für das Unternehmen vergeben wurde. Der genaue Zusammenhang zwischen GLN, GTIN und Basisnummer wird hier detailliert erläutert.

ItemRefAndIndicator ist die Artikelnummer, die vom Unternehmen vergeben wurde und die in der GTIN kodiert ist.

Lot ist die Chargennummer, die vom Unternehmen vergeben wurde.

Ein Beispiel für eine LGTIN lautet:

urn:epc:class:lgtin:­4012345.012345.998877

Um aus einer GTIN eine LGTIN zu erzeugen, muss wie in der folgenden Abbildung dargestellt, vorgegangen werden. Jede LGTIN beginnt mit der Zeichenkette urn:epc:class:lgtin:. Anschließend folgen Company Prefix und ein Punkt. Dann erst kommt der Indicator (= das erste Zeichen der GTIN) und die Item Reference. Anschließend wieder ein Punkt und dann die Chargennummer (Batch/Lot Number).


Erzeugung einer LGTIN
Erzeugung einer LGTIN

Wichtig für die Bildung einer LGTIN — die Ursprungs-GTIN muss 14-stellig sein! Bei einer 13-stelligen GTIN (GTIN-13) wird in diesem Fall einfach eine 0 vorangestellt, wodurch sie zu einer 14-stelligen GTIN (GTIN-14) wird. Analog werden bei einer GTIN-12 zwei Nullen vorangestellt und bei einer GTIN-8 sechs Nullen.

Um aus der 13-stelligen GTIN 4251033210195 eine LGTIN zu erzeugen wird also zuerst eine 0 vorangestellt, was zu 04251033210195 führt. In diesem Beispiel gehen wir davon aus, dass die Basisnummer 5 Stellen hat. Die Chargennummer lautet 47114712.


Beispiel für eine 13-stellige GTIN
Beispiel für eine 13-stellige GTIN

Als weiteres Beispiel noch eine 14-stellige GTIN: 95430000023002. Hier muss keine Null vorangestellt werden. Wir gehen davon aus, dass die Basisnummer 10 Stellen hat. Die Chargennummer lautet 47134714.


Beispiel für eine 14-stellige GTIN
Beispiel für eine 14-stellige GTIN

Zusammenfassung

Im klassischen EDI-Geschäft hat man üblicherweise nur mit GLNs, GTINs und teilweise mit SSCCs zu tun, wodurch die Verwendung von EPCs anfänglich etwas ungewohnt erscheinen mag. Für das fTRACE-Geschäft sind diese jedoch unbedingt notwendig und man sollte die korrekten Erzeugungsregeln, wie in diesem Beitrag vorgestellt, kennen. Noch mehr Infos zu EPC gefällig? Helm auf und Gummistiefel an — hier geht’s weiter runter.

Interesse an fTRACE oder an einer Anbindung Ihres Unternehmens an fTRACE? Wir helfen Ihnen gerne weiter.

Themen

Meistgelesen

Weiterlesen

5 min Lesezeit

ecosio Insights: E-Invoicing Mandates und das Wachstum der B2B-Prozessautomatisierung

Wie wird sich die E-Rechnung in den kommenden Jahren weiterentwickeln? Wir haben uns mit dem E-Rechnungs-Experten Chris Newman zusammengesetzt, um seine Gedanken zu den E-Invoicing Mandates zu erfahren.

7 min Lesezeit

ecosio Insights: Die VAT Tax Compliance erklärt

In diesem Interview teilt Gunjan Tripathi, Expertin für indirekte Steuern, ihre Gedanken über die Zukunft der Einhaltung VAT Tax Compliance und der Berichterstattung mit.

5 min Lesezeit

ecosio insights: Wie Unternehmen dank digitaler Transformation nachhaltigen Erfolg erzielen

ecosio-Mitbegründer Philipp Liegl über die Zukunft von EDI und den Schlüssel zu erfolgreichen digitalen Transformation.

5 min Lesezeit

EDI-Transformation – ein entscheidender Faktor für Ihren Erfolg

Mit der EDI-Transformation Geschäftsprozesse optimieren, Kosten senken und Wettbewerbsvorteile sichern – für eine effiziente Unternehmensstrategie.

9 min Lesezeit

ecosio Insights: Marcel Ducceschi - “Die Zukunft der Supply Chain: EDI, RFID und die digitale Transformation”

Im Interview: Marcel Ducceschi, EDI Strategist bei ecosio, gibt Einblick darüber, wie die Digitalisierung der Supply Chain eine effiziente und wettbewerbsfähige Logistik gewährleistet.

7 min Lesezeit

E-Rechnungs-Vorteile: Wie sie die Zukunft der Steuer-Compliance gestalten

Entdecken Sie, welche E-Rechnungs-Vorteile es gibt und wie die E-Rechnung die Zukunft der Steuer-Compliance gestaltet

2 min Lesezeit

ecosio freut sich über die Zusammenarbeit mit Richter Pharma!

Neue Partnerschaft: Richter Pharma setzt auf die EDI-Lösung von ecosio

5 min Lesezeit

Prozessoptimierung in Unternehmen durch EDI Integration

Prozessoptimierung in Unternehmen: So erhöhen Sie durch EDI Integration die Effizienz, stärken Sie Partnerschaften und setzen Sie auf eine flexible, skalierbare Lösung.

1 min Lesezeit

Wie Sie die zunehmenden Herausforderungen von Steuern, B2B-Integration und E-Rechnung meistern

Effizienz steigern: Wie Unternehmen E-Rechnung, Steuer-Compliance und B2B-Transaktionen optimieren können

12 min Lesezeit

Peppol - Antworten auf wichtige Fragen

Peppol ist ein wichtiger Standard für Unternehmen weltweit. Dieser Beitrag erklärt alle Fragen, von der Peppol ID bis zu Peppol Access Points.

1 min Lesezeit

Wir stellen ecosio.flow vor: Die Evolution von WebEDI

Das WebEDI-Produkt von ecosio hat ein neues Look! Erfahren Sie, warum unser neues Produkt ecosio.flow das Partner-Onboarding revolutioniert.

4 min Lesezeit

Ist Ihre Lieferkette bereit? Datentransparenz als Schlüssel zum Erfolg

Die Resilienz der Lieferkette gewinnt zunehmend an Bedeutung, doch viele Unternehmen bleiben trotz Automatisierung anfällig für Störungen. Ein oft übersehener Schlüssel zum Erfolg ist die Datentransparenz. Entdecken Sie, warum die...

White paper

Die 7 teuersten EDI-Fehler

Nutzen Sie unsere Expertise, um die ideale EDI-Lösung für Ihr Unternehmen zu finden

White paper

The 7 most expensive mistakes to avoid

Our white paper will help you ensure EDI integration is a success.

Subscribe to the e-Invoicing newsletters