Überblick über fTRACE
Die Grundidee hinter fTRACE ist einfach erklärt. Produzenten stellen Informationen über die Verarbeitungskette, z.B. von Fleisch, im Rahmen eines zentralen fTRACE-Services zur Verfügung. Konkret heißt dies, dass die einzelnen Verarbeitungsschritte — von der Schlachtung über die Verarbeitung bis hin zur Verpackung des Produktes — laufend an das fTRACE-Service gemeldet werden. Gemeldet wird dabei der eindeutige Produktcode (die so genannte GTIN) sowie die Chargennummer. Zusätzlich wird diese Information (Produktcode + Charge) in Form eines QR-Codes auf dem Produkt angebracht. Die folgende Abbildung zeigt einen beispielhaften QR-Code auf der rechten Seite in der Mitte.
Mit Hilfe der fTRACE-App für iPhone oder der fTRACE-App für Android kann der Konsument nun den angebrachten QR-Code scannen. Anhand der im QR-Code gespeicherten Information lädt die App die vorher von den Produzenten einbrachten Daten vom fTRACE-Service und zeigt diese am Smartphone an.
Probieren Sie es selber aus, installieren Sie die App und scannen Sie den oben abgebildeten QR-Code! Das Ergebnis sieht dann wie folgt aus:
Der Konsument hat somit einen genauen Überblick über die Herkunft sowie die Verarbeitungshistorie des Produktes.
Wie kommen die Daten zu fTRACE?
Um als Produzent Daten an das fTRACE-Service von GS1 Germany zu übermitteln, stehen prinzipiell zwei verschiedene Möglichkeiten zur Verfügung.
Option A – Übermittlung der Daten mit Hilfe einer Webmaske
Über eine einheitliche webbasierte Benutzeroberfläche, erreichbar unter https://dataentry.ftrace.com/login, können Produzenten und verarbeitende Unternehmen fTRACE-relevante Informationen eingeben. Der Vorteil liegt in der einfachen Handhabung, da keine Anpassung der lokalen IT-Systeme notwendig ist. Es reicht ein gängiger Webbrowser und schon kann man fTRACE-Daten kommunizieren. Der Nachteil liegt in der manuellen Eingabe über den Webbrowser — ab einer gewissen Menge an Daten wird diese Option umständlich und fehleranfällig.
Option B – Übermittlung der Daten mit Hilfe eines Web Services
Ist die manuelle Eingabe der fTRACE-Daten über die Weboberfläche zu umständlich, so können Daten alternativ auch automatisch über ein Web Service eingeliefert werden. Dabei erfolgt die Datenübermittlung direkt vom ERP-System des Produzenten bzw. verarbeitenden Betriebes an die Systeme der GS1 Germany, ohne dass eine menschliche Interaktion notwendig ist.
Wer selbst nicht in der Lage ist ein Web Service anzusprechen, kann auch einen EDI-Dienstleister beauftragen, der aus dem hausinternen Format in das gewünschte Zielformat von GS1 Germany übersetzt. Egal ob Sie nun selbst das von GS1 Germany geforderte XML-Format erzeugen und direkt an das fTRACE Web Service übermitteln, oder einen EDI-Dienstleister zwischenschalten — in jedem Fall müssen Sie die von fTRACE geforderten Kodierungsvorgaben einhalten. Im Speziellen sind dies zwei EPC URIs, nämlich SGLNs und LGTINs (ja, die Informatik liebt Abkürzungen und vor allem Akronyme…).
EPC URI
Im Rahmen von fTRACE werden keine GLNs und GTINs zur Unternehmens- und Produktinformation verwendet, sondern EPC URIs. EPC steht dabei für Electronic Product Code und URI für Uniform Resource Identifier. Ein EPC URI ist eine eindeutige, global überschneidungsfreie Identifikation für ein physisches Objekt — zum Beispiel für ein Unternehmen oder für eine bestimmte Waren/Charge-Kombination. EPC URIs werden vorrangig in Informationssystemen eingesetzt um eine eindeutige Referenz auf ein physisches Objekt zu haben. Zur Anwendung kommen EPCs nicht nur im EDI-Bereich (wie bei fTRACE), sondern vor allem im Bereich von RFID-Systemen.
SGLNs
Bei fTRACE werden SGLNs zur eindeutigen Identifikation von Unternehmen verwendet, bei denen bestimmte Verarbeitungsschritte (Aufzucht, Schlachtung, Zerlegung, usw.) stattgefunden haben. Die allgemeine Syntax für eine SGLN ist:
urn:epc:id:sgln:CompanyPrefix.LocationReference.Extension
CompanyPrefix steht dabei für die GS1-Basisnummer, die im Rahmen der GLN von GS1 für das Unternehmen vergeben wurde. Der Zusammenhang zwischen Basisnummer und GLN wird im folgenden Beitrag detailliert erläutert.
LocationReference ist die eindeutige Referenz auf einen bestimmten physischen Ort, welche vom Unternehmen vergeben wurde und welche in einer GLN kodiert ist.
Extension ist ein optionale Erweiterung, die von einem Unternehmen für einen bestimmten physischen Ort vergeben werden kann. Wird keine Extension angegeben, so ist der Wert 0
zu verwenden.
Ein Beispiel für eine SGLN lautet:
urn:epc:id:sgln:4022057.00000.0
Falls Sie sich fragen wofür das ‚S‘ in ‚SGLN‘ steht — für nichts — es ist einfach ein ‚S‘ ohne nähere Semantik.
Wie die folgende Abbildung zeigt, erfordert die Bildung einer SGLN aus einer regulären GLN also nicht viel Aufwand. Jede SGLN beginnt mit der Zeichenkette urn:epc:id:sgln:
. Anschließend folgen Company Prefix und Location Reference, getrennt durch einen Punkt. Am Ende wird die optionale Extension mit einem weiteren Punkt angehängt. Ist keine Extension vorhanden, so wird der Wert 0
genommen.
Um aus der GLN 4022057000006
eine SGLN zu erzeugen, wird daher wie in der folgenden Abbildung dargestellt vorgegangen. In diesem Beispiel gehen wir davon aus, dass die Basisnummer 7 Stellen hat.
LGTIN
Neben SGLNs zur Identifikation von Unternehmen werden im Rahmen von fTRACE auch LGTINs verwendet. Diese dienen zur eindeutigen Identifikation einer Produkt/Chargen-Kombination. Die allgemeine Syntax für eine LGTIN ist
urn:epc:class:lgtin:CompanyPrefix.ItemRefAndIndicator.Lot
CompanyPrefix steht dabei für die GS1-Basisnummer, die im Rahmen der GLN (welche jeder GTIN zugrunde liegt), von GS1 für das Unternehmen vergeben wurde. Der genaue Zusammenhang zwischen GLN, GTIN und Basisnummer wird hier detailliert erläutert.
ItemRefAndIndicator ist die Artikelnummer, die vom Unternehmen vergeben wurde und die in der GTIN kodiert ist.
Lot ist die Chargennummer, die vom Unternehmen vergeben wurde.
Ein Beispiel für eine LGTIN lautet:
urn:epc:class:lgtin:4012345.012345.998877
Um aus einer GTIN eine LGTIN zu erzeugen, muss wie in der folgenden Abbildung dargestellt, vorgegangen werden. Jede LGTIN beginnt mit der Zeichenkette urn:epc:class:lgtin:
. Anschließend folgen Company Prefix und ein Punkt. Dann erst kommt der Indicator (= das erste Zeichen der GTIN) und die Item Reference. Anschließend wieder ein Punkt und dann die Chargennummer (Batch/Lot Number).
Wichtig für die Bildung einer LGTIN — die Ursprungs-GTIN muss 14-stellig sein! Bei einer 13-stelligen GTIN (GTIN-13) wird in diesem Fall einfach eine 0
vorangestellt, wodurch sie zu einer 14-stelligen GTIN (GTIN-14) wird. Analog werden bei einer GTIN-12 zwei Nullen vorangestellt und bei einer GTIN-8 sechs Nullen.
Um aus der 13-stelligen GTIN 4251033210195
eine LGTIN zu erzeugen wird also zuerst eine 0
vorangestellt, was zu 04251033210195
führt. In diesem Beispiel gehen wir davon aus, dass die Basisnummer 5 Stellen hat. Die Chargennummer lautet 47114712
.
Als weiteres Beispiel noch eine 14-stellige GTIN: 95430000023002
. Hier muss keine Null vorangestellt werden. Wir gehen davon aus, dass die Basisnummer 10 Stellen hat. Die Chargennummer lautet 47134714
.
Zusammenfassung
Im klassischen EDI-Geschäft hat man üblicherweise nur mit GLNs, GTINs und teilweise mit SSCCs zu tun, wodurch die Verwendung von EPCs anfänglich etwas ungewohnt erscheinen mag. Für das fTRACE-Geschäft sind diese jedoch unbedingt notwendig und man sollte die korrekten Erzeugungsregeln, wie in diesem Beitrag vorgestellt, kennen. Noch mehr Infos zu EPC gefällig? Helm auf und Gummistiefel an — hier geht’s weiter runter.
Interesse an fTRACE oder an einer Anbindung Ihres Unternehmens an fTRACE? Wir helfen Ihnen gerne weiter.