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Continuous Transaction Control setzt neue Maßstäbe

continuous transaction controls - ctct

Da Steuerbehörden zunehmend auf digitale Werkzeuge setzen, verändert sich die Art und Weise, wie Unternehmen ihre steuerlichen Pflichten erfüllen, grundlegend. Im Zentrum dieses Wandels steht der Aufstieg von Continuous Transaction Controls (CTCs), also kontinuierlichen Transaktionskontrollen.

In diesem Artikel erläutern wir, was CTCs sind, welche Herausforderungen und Vorteile sie mit sich bringen und wie sich Unternehmen frühzeitig darauf einstellen können.

Was ist CTC – die Zukunft der Echtzeit-Steuermeldung?

Continuous Transaction Controls (CTCs) sind von staatlicher Seite eingeführte Kontrollmechanismen in Echtzeit oder nahezu Echtzeit, die darauf abzielen, Geschäftstransaktionen – insbesondere im Hinblick auf die Einhaltung der Mehrwertsteuerpflichten – zu überwachen und zu regulieren. Anders als bei traditionellen Prüfmodellen, bei denen Rechnungen erst nach ihrer Ausstellung kontrolliert werden, verlangen CTCs, dass Transaktionsdaten – wie z. B. E-Invoicing – bereits vor oder während des Austauschs zwischen Käufer und Verkäufer an die Steuerbehörden übermittelt oder von diesen freigegeben werden.

Warum werden CTCs immer beliebter?

CTCs gewinnen zunehmend an Beliebtheit, weil sie es Regierungen ermöglichen, Mehrwertsteuerbetrug effektiv zu bekämpfen und die Steuereinnahmen zu steigern – dank der Echtzeit-Einsicht in Geschäftstransaktionen. Traditionelle Methoden der Steuerberichterstattung lassen häufig große Zeiträume zwischen Rechnungserstellung und Prüfung, was Betrug erleichtert und seine Aufdeckung erschwert. Mit Continuous Transaction Controls können Steuerbehörden Transaktionsdaten nahezu sofort validieren, freigeben oder empfangen. Dadurch wird die Einhaltung gesetzlicher Vorgaben verbessert und Fehler werden reduziert. Da sich die digitale Infrastruktur weltweit weiterentwickelt und das Schließen von Steuerlücken nach wie vor ein zentrales Anliegen ist, setzen immer mehr Länder auf CTC-Modelle, um ihre Steuersysteme zu modernisieren und die Kontrolle über den nationalen und grenzüberschreitenden Handel zu stärken.

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So funktioniert CTC in der Praxis

Continuous Transaction Controls (CTCs) verändern die Art der Rechnungsverarbeitung grundlegend, da Unternehmen verpflichtet sind, Rechnungsdaten in Echtzeit – häufig sogar vor der Übermittlung an den Kunden – an die Steuerbehörden weiterzuleiten. Im Gegensatz zum traditionellen Rechnungsprozess, bei dem die Meldung oft zeitverzögert und gebündelt erfolgt, findet der Datenaustausch bei CTCs unmittelbar und transaktionsbezogen statt.

So läuft der CTC-Prozess in der Regel aus technischer Sicht ab:

1. Rechnungserstellung:
Eine strukturierte elektronische Rechnung (z. B. im XML- oder UBL-Format) wird im ERP- oder Abrechnungssystem des Unternehmens erzeugt.

2. Datenübermittlung:
Die Rechnungsdaten werden elektronisch – meist über eine API – an ein staatliches Portal oder eine zentrale Steuerplattform übermittelt.

3. Validierung durch die Behörde:
Die Steuerbehörde prüft die Rechnung automatisch auf Pflichtangaben, inhaltliche Richtigkeit und Übereinstimmung mit den lokalen steuerlichen Vorgaben.

4. Freigabe oder Bestätigung:
Besteht die Rechnung die Prüfung, wird sie entweder offiziell zur Übermittlung freigegeben oder mit einer Bestätigung quittiert.

5. Zustellung der Rechnung:
Die validierte Rechnung wird schließlich – häufig mit einem offiziellen Code oder Verweis – an den Käufer übermittelt.

Dieser automatisierte Prozess erhöht die Transparenz und Kontrolle für die Steuerbehörden, erfordert jedoch von Unternehmen die Einführung einer technisch konformen Infrastruktur.

Warum Unternehmen CTC nicht ignorieren können

Es ist gesetzlich vorgeschrieben!

Immer mehr Länder führen CTCs verpflichtend ein. Italien etwa setzt seit 2019 flächendeckend auf kontinuierliche Transaktionskontrollen. Auch Frankreich, Polen und Spanien folgen diesem Beispiel – mit einer gestaffelten Einführung.

CTCs weiten sich auf B2C-Transaktionen aus

Während die ersten verpflichtenden CTC-Vorgaben sich auf den B2B-Bereich konzentrierten, rückt zunehmend auch der B2C-Sektor in den Fokus. Länder wie Rumänien, Malaysia und Saudi-Arabien verlangen bereits die Meldung von B2C-Transaktionen – bald auch Frankreich.

Typische Herausforderungen bei der Einführung von CTCs

Die Umsetzung kontinuierlicher Transaktionskontrollen erfordert oft tiefgreifende technische und organisatorische Veränderungen. Unternehmen stehen dabei regelmäßig vor folgenden Hürden:

Technische Integration:
Die Anbindung an staatliche Plattformen erfolgt in der Regel über APIs und setzt die Erstellung strukturierter elektronischer Rechnungen voraus – etwas, worauf viele Altsysteme nicht vorbereitet sind.

Datenschutz und IT-Sicherheit:
Rechnungsdaten sind sensibel und müssen in vielen Fällen in Echtzeit übermittelt werden. Die internen Teams müssen sicherstellen, dass Systeme und Prozesse den Anforderungen der DSGVO und lokalen Sicherheitsvorgaben entsprechen – ohne Risiken für Datenschutzverletzungen oder Non-Compliance.

Anpassung der Geschäftsprozesse:
In vielen CTC-Modellen dürfen Rechnungen erst nach Validierung durch die Behörden an Kunden übermittelt werden. Das erfordert neue Abläufe, angepasste Zeitpläne und ein hohes Maß an Automatisierung.

Mitarbeiterschulungen:
Mitarbeitende aus den Bereichen Finanzen, IT und Compliance müssen die neuen Anforderungen verstehen und korrekt umsetzen, um Fehler und Verzögerungen zu vermeiden.

Die erfolgreiche Bewältigung dieser Herausforderungen erfordert in der Regel eine enge bereichsübergreifende Zusammenarbeit – und nicht selten auch externe Unterstützung oder spezialisierte technische Lösungen.

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Vorteile von Continuous Transaction Control für Unternehmen

Auch wenn Continuous Transaction Controls (CTCs) von Unternehmen häufig zunächst als zusätzliche Belastung empfunden werden, bieten sie in der Praxis mehrere handfeste Vorteile:

  • Effizienzsteigerung durch automatisierte Prozesse
    Der Digitalisierungsgrad im Rechnungswesen steigt – das spart Zeit und reduziert Fehlerquellen.

  • Weniger manueller Aufwand bei der Steuerberichterstattung
    Automatisierte Meldungen ersetzen manuelle Schritte und erleichtern die Einhaltung gesetzlicher Vorgaben.

  • Mehr Transparenz für Buchhaltung und Audits
    Klare, strukturierte Datenformate vereinfachen die interne und externe Prüfung von Geschäftsvorgängen.

  • Weniger Rückfragen von Behörden
    Dank standardisierter Prüfungen werden formale Fehler frühzeitig erkannt und behoben.

  • Schnellere steuerliche Verarbeitung
    Validierte Rechnungen lassen sich zügiger abwickeln – das erleichtert z. B. Vorsteuererstattungen.

Wie Sie sich auf Continuous Transaction Control vorbereiten können

Die CTC-Konformität erfordert sowohl technische als auch organisatorische Vorbereitung. Folgende Schritte helfen bei einer strukturierten Umsetzung:

1. Status quo analysieren

Zunächst sollten die bestehenden Rechnungsprozesse und genutzten Systeme erfasst werden – um zu erkennen, was bereits funktioniert und wo Handlungsbedarf besteht.

Fragen zur Orientierung:

  • Welche Systeme sind im Einsatz (ERP, Buchhaltung, Archivierung)?

  • Sind die Rechnungsprozesse bereits digital oder teilautomatisiert?

  • Unterstützen die aktuellen Tools bereits E-Rechnungsformate?

  • Wie gut sind die Systeme miteinander integriert?

2. Technische und personelle Lücken identifizieren

Auf Basis der Analyse können konkrete Lücken – sowohl im System als auch bei den Kompetenzen im Team – aufgedeckt werden.

Fragen zur Orientierung:

  • Kann Ihr System strukturierte Rechnungen (z. B. XRechnung, ZUGFeRD) erzeugen?

  • Unterstützen Sie die geforderten Formate und Übertragungsprotokolle?

  • Versteht Ihr Team die Anforderungen an API-Integrationen und Validierungsprozesse?

  • Sollten IT-, Finanz- oder Einkaufsteams künftig stärker eingebunden werden?

3. Zukünftige Anforderungen berücksichtigen

CTC-Anforderungen unterscheiden sich je nach Land, Branche und Kundenart – Flexibilität ist daher entscheidend.

Fragen zur Orientierung:

  • Welche Länder, in denen Sie aktiv sind, planen bald CTC-Pflichten?

  • Welche Pflichtangaben sind für die jeweiligen Länder erforderlich?

  • Wie lassen sich diese Daten im ERP-System vorbereiten?

  • Welche Transaktionen sind betroffen (B2B, B2G, B2C)?

  • Gibt es spezielle Anforderungen bestimmter Kunden oder Branchen?

4. Make or Buy: Intern umsetzen oder extern einkaufen?

Bei begrenzten internen Ressourcen oder internationalen Anforderungen kann ein externer Lösungspartner die Umstellung erheblich erleichtern.

Fragen zur Orientierung:

  • Haben Sie intern die Kapazität und das Know-how für eine CTC-konforme Umsetzung?

  • Kennen Sie externe Lösungen, die CTC-Standards bereits unterstützen?

  • Ist Ihre bevorzugte Lösung skalierbar und an unterschiedliche Märkte anpassbar?

Noch Fragen?

Wenn Sie mehr über Continuous Transaction Controls (CTCs) erfahren möchten oder wissen wollen, welche Schritte für die Einhaltung länderspezifischer Vorgaben erforderlich sind, sprechen Sie uns gerne an!

Unsere E-Invoicing-Experten beraten Sie gerne – kompetent, praxisnah und auf Ihre individuellen Anforderungen zugeschnitten.

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