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Alles Gute zum 40. Geburtstag Strichcode

Zweck einer eindeutigen Produktidentifikation

Für das reibungslose Funktionieren einer Lieferkette ist eine eindeutige und überschneidungsfreie Identifikation von Produkten unerlässlich.
Bezeichnungen wie Mehl glatt 500g, Hersteller xyz sind zwar auch eine Art von Bezeichnung, jedoch für die eindeutige
Identifikation eines Produktes ungeeignet. Zum einen sind natürlichsprachliche Bezeichnungen für die automatische
Verarbeitung durch IT Systeme generell schlecht geeignet und zum anderen ist eine natürlichsprachliche Bezeichnung nicht
überschneidungsfrei. Das bedeutet, dass zwei Unternehmen beispielsweise die selbe Bezeichnung verwenden können bzw. die
selbe Bezeichnung sogar innerhalb eines Unternehmens zwei Mal verwendet werden könnte.

Abhilfe schaffen hier eindeutige und überschneidungsfreie Nummernkreise, die von einer externen Organisation vergeben werden.
Ein Beispiel für derartige Nummern stellen Strichcodes und ihre dazugehörigen Produktidentifier, auch GTIN (Global Trade
Identification Number)
bzw. UPC (Universal Product Code) genannt, dar.

Entwicklungsgeschichte

Im Folgenden werfen wir einen Blick auf die Entstehungsgeschichte des Strichcodes und der dahinter liegenden Produktidentifikation,
dem sogenannten Universal Product Code (UPC). Die Standardisierungs­organisation hinter dem Strichcode und den dazugehörigen
Identifiern ist die GS1, die über verschiedene nationale Niederlassungen verfügt. In Deutschland beispielsweise die GS1
Germany
oder in Österreich die GS1 Austria. Einige der folgenden Fakten
basieren auf Informationen, welche die GS1 Germany im Rahmen ihres 40-Jahr-Jubiläums
zur Verfügung gestellt hat.

1952

Norman Joseph Woodland und Bernard Silver
melden ein Patent für den Barcode an. Die Idee für den Barcode hat Woodland
der Legende nach am Strand, als er breite und schmale Linien in den Sand zeichnete. Die Grundidee für die breiten und schmalen
Linien wiederum hatte er von Morsecodes, mit denen er als Pfadfinder in Berührung kam. Zur Erinnerung: Morsecodes basieren
auf langen und kurzen Signalen, mit Hilfe derer Zeichen kodiert werden. Reich wurden die beiden Herren mit ihrer
Erfindung nicht. Sie verkauften das Patent für 15.000 USD an Philco.

Leider gibt es kein frei verfügbares Foto von Norman Joseph Woodland, welches wir hier anzeigen könnten. Klicken Sie hier, um ein Foto zu sehen.

1973

Im April 1973 wählen führende Handels- und Industrieunternehmen in den USA den Universal Product Code (UPC) als Option zur
eindeutigen Kennzeichnung von Produkten. Der 12-stellige Code dient zur eindeutigen Kennzeichnung eines Produktes und
wird parallel auch in Form eines Strichcodes kodiert. Dadurch wird der Produktcode für Scannersysteme automatisch lesbar.
Heute ist der UPC vor allem in den USA nach wie vor in Verwendung und im Rahmen des GS1 Standardisierungsschemas als
GTIN-12 bekannt.


Strichcode mit UPC
Strichcode mit UPC

1974

Um die Standardisierung des UPC weiter voranzutreiben und zu koordinieren, wird in den USA das Uniform Code Council (UCC)
gegründet. Heute ist das UCC unter dem Namen GS1 US bekannt. Parallel dazu entsteht in Deutschland
die Centrale für
Coorganisation (CCG). Heute ist die CCG unter dem Namen GS1 Germany bekannt.

Juni 1974

Das erste mit einem Strichcode gekennzeichnete Produkt wird in einer Filiale der Supermarktkette Marsh
in den USA verkauft. Es handelt
sich um eine Packung Kaugummis der Marke Juicy Fruit des Herstellers Wrigley.

1976

Auf Basis des 12stelligen UPC wird ein 13stelliger Code entworfen, der unter dem Namen EAN (European Article Number)
bekannt wird.

1977

In Europa einigen sich zwölf Länder, darunter alle damaligen EG Staaten, auf eine einheitliche europäische Artikelnummer (EAN).
Später wird die EAN unter dem Namen GTIN (Global Trade Identification Number) bekannt werden.

1983

Der 14-stellige Barcode wird als offizieller GS1 Standard verabschiedet. Das Ziel ist der Einsatz des Identifikationsschemas
auch außerhalb vom Point of Sale – beispielsweise für die Identifikation von Überverpackungen.

1989

GS1-128 Barcodes werden eingeführt und können somit auch erstmals auf logistischen Einheiten eingesetzt werden (z.B.
eindeutige Identifikation von Paletten und Inhalt von Paletten). Im gleichen
Jahr verabschiedet GS1 auch die erste Version des EANCOM
Handbuchs, für den effektiven Einsatz von EDI Nachrichten im Rahmen
des Handels.

1990

UCC (heute GS1 US) und EAN International (GS1) unterzeichnen eine Kooperationsvereinbarung. Diese soll garantieren, dass
globale Standards fortan gemeinsam entwickelt und gepflegt werden.

1999

Das Auto-ID Centre am Massachusetts Institute of Technology (MIT) wird gegründet. Dort wird mit der Entwicklung des
Electronic Product Codes (EPC) begonnen, welcher die Basis
für den standardisierten Einsatz der Radiofrequenztechnologie
(RFID)
darstellt.

2003

Mit der GS1 DataMatrix wird der erste zweidimensionale Produktcode verabschiedet. Die GS1 DataMatrix ist dabei für die
Codierung von Daten geeignet, die über die eigentlichen Produktidentifikation hinausgehen.


Beispiel für eine GS1 DataMatrix
Beispiel für eine GS1 DataMatrix

2005

Das globale Netzwerk aus EAN-Organisationen und UCC wird fortan unter dem neuen Namen GS1 betrieben. Die deutsche Niederlassung
GS1 Germany stellt weltweit die zweitgrößte Teilorganisation innerhalb der GS1 dar.

2011

GS1 erweitert sein Angebot um den GS1 QR Code. Das Ziel ist die Verknüpfung eines Produktes mit einer konkreten Internetadresse (URL),
hinter der der Kunde weitere Produktinformationen abfragen kann.

Hinter dem unten stehenden QR-Code steht beispielsweise ein Link auf den QR-Code Eintrag auf Wikipedia. Sie können den
QR-Code selbst testweise mit ihrem Smartphone scannen. Entsprechende Scansoftware für Android
und iPhone steht kostenfrei zur Verfügung.


Beispiel QR Code
Beispiel QR Code

Aufbau des Strichcodes

Ein Strichcode besteht immer aus einer Reihe von breiten und schmale Streifen sowie einer Ziffernfolge. Die Ziffernfolge
repräsentiert den Strichcode in Zahlenform und wird im Falle einer Produktidentifikation auch als GTIN
bezeichnet.


Beispiel Strichcode eines Buchs
Beispiel Strichcode eines Buchs

Der Aufbau der Zahlenfolge folgt dabei immer dem folgenden Schema: Stelle 1 und 2 identifizieren das Herstellerland. So
steht 90-91 beispielsweise für Österreich und 40-44 für Deutschland. Die
folgenden fünf Stellen identifizieren den Hersteller und die nächsten fünf Stellen bilden die Artikelnummer. Die letzte
Ziffer der Zahlenfolge ist eine Prüfziffer.

Bücher bilden eine Ausnahme: hier lauten die ersten drei Stellen 978.

Die Darstellung der GTIN als Streifencode erfolgt in zwei Blöcken (die Trennung der zwei Blöcke ist durch die drei längeren
Streifen leicht erkennbar). Der linke Block enthält die Stellen 2 bis 7 und der rechte Block die Stellen 8 bis 13 der GTIN.
Die erste Stelle ist üblicherweise durch ein spezielles Verfahren im linken Block „versteckt“. Die umständliche Codierung
der ersten Stelle war deshalb erforderlich, damit Barcodescanner auch mit den in den USA verwendeten UPC Strichcodes
zurecht kommen (welche im Unterschied zur regulären 13stelligen GTIN nur 12 Stellen hat).

Die Strichcode-Verschwörung

Rund um den Strichcode hält sich auch eine hartnäckige Verschwörungstheorie.
So soll der Strichcode wie eine Antenne wirken und dadurch Strahlung aus der Umgebung aufnehmen. Diese Strahlung wird
dann an die Speisen und Getränken weitergegeben, auf denen der Strichcode aufgedruckt ist. Der Mensch wiederum nimmt dann
durch die Einnahme der so verstrahlten Speisen und Getränke unbemerkt Giftstoffe auf.


Entstörter Barcode
Entstörter Barcode

Es gibt aber Abhilfe. Durch einen Querstrich kann man den Barcode „entstören“, was den Codes die negative Kraft nimmt.
Noch mal Glück gehabt… 😉

Image credits

  • Entstörter Strichcode: By Klaus-Dieter Keller (Own work), via Wikimedia Commons
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